25. November 2009: New Work Shaft 12 Zeche Zollverein

Schacht 12 Zeche Zollverein das neue Bild 2009

Ein kurzer Ausblick auf die neuen Arbeiten von Thomas Kellner

Für das Jahr 2010 kündigt Thomas Kellner die Umsetzung von Projekten und Ideen an, deren künstlerischen Resultate bereits jetzt als äußerst interessant und anspruchsvoll bezeichnet werden können.

Zentrales Motiv einer neuen Bildserie ist der Doppelbock des zentralen Schacht 12 auf dem Gelände der Zeche Zollverein im Norden der Stadt Essen. Mit diesem Projekt nimmt Thomas Kellner die Europäische Kulturhauptstadt des Jahres 2010 in sein umfangreiches Oeuvre auf und kreiert eine Hommage an Essen als wichtige Stadt für die europäische Kultur und Industriegeschichte.
Nahezu spielerisch wirkt die künstlerische Interpretation des Siegener Künstlers. Der rote Förderturm, dessen stabile Stahlkonstruktion fest mit der Erde verbunden ist, wandelte sich im Laufe der Zeit zum Wahrzeichen der Zeche, Essens und der gesamten Region. Thomas Kellner Arbeiten lassen den ehernen Turm in einzelne Fragmente zerfallen und fügen ihn gleichermaßen wieder zu einem Gesamtobjekt zusammen. Durch diesen spielerischen Umgang mit einem Material wie Stahl, erinnern die Kontaktbögen „Zeche Zollverein“ an andere Arbeiten des Siegener Künstlers. Erinnerungen an „Eiffelturm“ oder „Golden Gate Bridge“ werden wach gerufen und untermalen die Bedeutung dieses Werkstoffes, dessen Gewinnung, Herstellung und Verarbeitung charakteristisch für Siegen und seine Region ist.

Für den Fotografen stellt diese Arbeit einen wichtigen Schritt im künstlerischen Schaffensprozess dar. So war etwa die Kulturhauptstadt 2004, das italienische Genua, Grundlage für eine Bildserie im Jahre 2005. Darüber hinaus verkörpert dieser Turm für Thomas Kellner, mit dem eher pragmatischen Namen Schacht 12, als Monument nicht nur die Zeche Zollverein als ehemals wichtigstes Steinkohlebergwerk des Ruhrgebietes sondern auch als eines der bedeutendsten Industriedenkmäler Deutschlands.

Gegründet 1847 kann die Zeche Zollverein bis zu ihrer Stilllegung 1986 auf eine lange Geschichte als Steinkohlebergwerk des Ruhrgebiets zurück blicken. Nach dieser Stilllegung stellte das Land Nordrhein-Westfalen die Zeche Zollverein 1986 unter Denkmalschutz. In dem relativ kurzen Zeitraum bis heute entwickelte sich das ehemalige Bergwerk zum kulturellen Zentrum der Region. Auch die UNESCO erkannte der Zeche ihre Bedeutung an und nahm Zeche und Kokerei Zollverein im Jahr 2001 in die Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt auf.

So geschichtsträchtig das Kohlebergwerk ist, so behütet ist das Gelände rund um den zentralen Förderturm. Um Bilder auf dem  Gelände machen zu dürfen, muss man sich vorher bei der Stiftung Zollverein eine Fotogenehmigung holen. Diese Genehmigung ist mit zahlreichen Auflagen verbunden, die für eine freie künstlerische Produktion mit Kosten, beispielsweise in Form einer Motivgebühr, und Einschränkungen im Urheberrecht einhergehen.
Nach intensivem Schriftverkehr kristallisierte sich für Thomas Kellner heraus, dass ein solcher Einschnitt in seine Rechte als Künstler nicht tragbar ist. Aus diesem Grund entschied er sich das Motiv, welches er für sein nächstes Projekt ausgewählt hat, namentlich das Wahrzeichen der Zeche den Doppelbock des Schaftes 12 von einem Standpunkt zu fotografieren, der außerhalb des Geländes der Zeche Zollverein gelegen ist. In diesem Fall greift der § 59 Werke an öffentlichen Plätzen des Urheberrechtsgesetzes. Dieser besagt, dass es zulässig ist, Werke, die sich bleibend an öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen befinden, mit Mitteln der Malerei oder Graphik, durch Lichtbild oder durch Film zu vervielfältigen, zu verbreiten und öffentlich wiederzugeben. Bei Bauwerken erstrecken sich diese Befugnisse nur auf die äußere Ansicht. Die beschriebenen Ansprüche der Stiftung Zollverein greifen hier nicht und ein freies Fotografieren ohne Zwänge und Einschränkungen wird möglich.

Zeche Zollverein ist ein Projekt in dem Thomas Kellner nicht nur einen Förderturm als Bildmotiv auswählt. Es ist vielmehr ein Projekt, das sich mit Geschichte auseinandersetzt. So hält auf der einen Seite die Geschichte der Industrialisierung und des Steinkohleabbaus in Deutschland und auf der anderen Seite die kulturelle Bedeutung eines Ortes, eines Gebäudes und die damit verbundenen bürokratischen Hürden und Forderungen Einzug in eine Bildserie, die durch ihre gelungene und künstlerische Umsetzung bereits eine Geschichte aufzuweisen hätten.

Thomas Kellner stellt die neue Arbeit am kommenden Wochenende Sonntag 29.11. in der zeit von 15-18 Uhr in seinem Offenen Atelier vor