Prof. Rolf Sachsse eroeffnet die Ausstellung: Thomas Kellner Dancing Walls in Saarbruecken
Presseinformation
Thomas Kellner. Dancing Walls 2003-2006
K4 galerie Werner Deller, Saarbruecken, 4.4. - 30.4.2008
2008 präsentieren sechs Stationen in Deutschland und in den USA fotografische Arbeiten der Werkgruppe „Dancing Walls“ des Siegener Fotografen Thomas Kellner. Den Auftakt der Ausstellungen machte Ende Januar die heimatliche Art Galerie in Siegen, an die sich im Februar die John Cleary Gallery in Houston anschließt. Im Frühling folgte Präsentationen in der K4 galerie von Werner Deller in Saarbrücken und in der Galerie Maurer in München Anfang Mai. In der zweiten Jahreshälfte finden Ausstellungen in der Schneider gallery in Chicago, sodann in der in focus Galerie von Burkhard Arnold in Köln statt.
Alle Ausstellungsorte zeigen in je individueller Auswahl einen Querschnitt der zwischen 2003 und 2006 entstandenen großformatigen Farbfotografien von Innenräumen prominenter architektonischer Monumente. Bei den Arbeiten handelt es sich um höchst künstlerisch arrangierte Fotomontagen. Ihre vordergründig kubistisch anmutende Erscheinung ist durchdrungen von rhythmischer Musikalität, die Kellner selbst als „Vibration“ oder „tanzender Blick“ beschreibt. Diese, die gesamte Werkgruppe durchziehenden Schwingungen, fordern den Betrachter zum visuellen Tanzpartner auf.
Am Anfang der Werkgruppe „Dancing Walls“ steht die programmatische Arbeit „British Museum, 2005“, die in ihrem kaleidoskopisch zergliederten Bildaufbau das architektonische Projekt „Great Court British Museum“ des bekannten britischen Architekten Norman Foster kongenial umsetzt. Weitere Höhepunkte der Werkserie bilden die Reihe prunkvoll ausstaffierter, Gold glänzender Innenansichten Genueser Palazzi aus dem Jahre 2005, die pars pro toto ein Gesamtbild der Stadt entwerfen, daneben die jüngere Einzelarbeit „Boston Athenaeum, 2006“, die nicht nur das architektonische Vokabular des Außenbaus reflektiert, sondern erneut mit dem Motiv des Treppenhauses eine traditionsreiche Metapher aufgreift. 2006 entstand des Weiteren mit der zentralen Fotografie „Mexiko Munal“ eine weitere Innensicht eines städtischen Wahrzeichens.
In „Dancing Walls“, als auch in der vorausgegangenen und parallel fortgeführten, zugleich offen angelegten Werkserie „Tango Metropolis“ reiht sich Thomas Kellner in die Geschichte der Fotografie mit einem höchst individuellen fotografischen Verfahren ein, dass er aus seinen künstlerischen Experimenten mit der Lochkamera ableitete. Kellner nimmt die Bauwerke mit der Kamera entsprechend zum Akt des natürlichen Sehens auf. Die derart entstehende Serie an Einzelaufnahmen aus jeweils leicht verschobener Kameraperspektive wird in einem nachfolgenden künstlerischen Prozess zu einem neuen Sehbild konstruiert.
Mit subversiver Ironie stellen uns die Architekturfotografien von Thomas Kellner weder postkartentaugliche Erinnerungsbilder der Monumente vor Augen, noch sind sie dokumentarische Belege einer vollkommenen Gestalt. Statt verfestigt, erscheinen die Bauwerke in viele einzelne Fragmente dekonstruiert, die in ihrer Gesamtheit zu einer neuen Gestalt gefügt werden. Dabei greift, wie Alison Nordström, Kuratorin für Fotografie am George Eastman House in Rochester, New York, scharfsinnig bemerkte, eine vordergründige Deutung der Kellner’schen Arbeiten als kubistisch-fragmentarische Montagen zu kurz. Vielmehr verhandeln sie medienreflexiv die Geschichte ihres Genres. Entscheidend ist, dass es sich bei den großformatigen Farbfotografien um Kontaktabzüge handelt, die sich aus den zusammenmontierten, fortlaufenden Filmstreifen des Shootings aufbauen. Einige Exemplare der „Dancing Walls“ sind aus neunhundert Einzelaufnahmen, ergo fünfundzwanzig Filmrollen, komponiert. Damit beginnt der konzeptuelle Prozess bereits im Vorfeld des Einsatzes der Kamera, die Bildzerlegung findet zuerst im Kopf des Künstlers statt. Das Ergebnis selbst stellt den fotografischen Prozess offen vor Augen, mehr noch es verlässt diesen, um in der Dimension des Filmischen zu argumentieren.
Thomas Kellners Arbeiten sind vorrangig in den vergangenen sieben Jahren in zahlreichen Ausstellungen in namhaften Galerien Europas und den USA, in jüngerer Zeit zudem an verschiedenen Orten in China gezeigt worden. Darüber hinaus ist der Künstler als Sachverständiger für Fotografie, als Kurator und Initiator des jährlich in seinem Atelier in der Friedrichstrasse stattfindenden photographers network tätig.
In der Präsentation in Saarbruecken werden die Innenräume der Jahre 2003-2006 ergänzt um einige der Monumente, die Kellner in den Jahre 1999-2005 fotografiert hat.
Zur Eroeffnung spricht Prof. Rolf Sachsse über den modernen Manierismus in Kellners Arbeiten