Georg Wilhelm Henning: Wie die Siegener Eisengießkunst nach Russland kam
Siegen. Am 11. Oktober 1676 wurde der spätere Offizier und Kaufmann Georg Wilhelm Henning in Siegen geboren. 52 Jahre lang war er in russisch-kaiserlichen Diensten und erwarb mit seiner Tätigkeit als Generalmajor der Artillerie und Ingenieur allgemeinen Ruhm und Hochachtung. Zudem ist Henning Gründer der zwei wichtigsten Städte im Ural: Perm und Jekaterinburg. Ihm verdankt Russland den Status, einer der größten Eisenproduzenten Europas zu sein.
Historischen Quellen zufolge wurde vor 336 Jahren Georg Wilhelm Henning in Siegen geboren. Als junger Mann arbeitete er als Former in einer Siegener Eisengießerei. Die Siegerländer Gießtechnik war zu dieser Zeit auf einem weit fortgeschrittenen Stand. Es war verboten außerhalb des Landes die Hüttenkunst zu betreiben und zu lehren. Trotzdem wanderten einzelne Fachleute aus, wie Henning, der in Amsterdam als „Feuerwerker“ (Unteroffizier des Geschützwesens der Armee) tätig wurde.
Dort lernte er 1698 den russischen Zaren Peter den Großen kennen. Im selben Jahr noch reiste er nach Russland und begann in Moskau junge Adlige im Artilleriewesen zu unterweisen.
Henning wurde zum Kommandanten der Provinz Olonec ernannt. Olonec liegt östlich vom Ladogasee und hat viele Seen und Erze. Hier ließ er mehrere Werke errichten, die Geschütze und Munition an die Marine lieferten.
Der gebürtige Siegener bekannte, dass er mit guten Grundkenntnissen hergekommen sei, aber an den Aufgaben, die man ihm hier gestellt habe, sei er mehr und mehr gewachsen und habe sich vieles selbst beibringen müssen.
Zusammen mit dem Wirtschaftsorganisator, Staatsmann und Wissenschaftler Wassili Tatiscev begann Henning 1722 mit der planmäßigen Errichtung der Stadt Jekaterinburg, die sich um das dort gegründete Eisenwerk bildete. Namensgeberin der Stadt sind die schöne Zarin Katharina I und die heilige Katharina, Schutzpatronin der Bergleute. Des Weiteren gründete Henning ein Jahr später aufgrund von Kupfererzfunden die Stadt Perm. In kurzer Zeit entwickelte sich Jekaterinburg und Perm zu den Zentren des Eisenhüttenwesens im Ural.
1730 wurde der Generalmajor in den Adelsstand erhoben und erhielt die Leitung, der von ihm gegründeten sibirischen Werke.
Am 12. April 1750 starb Henning und vermachte seinen beiden Söhnen ein beachtliches Vermögen. Beigesetzt wurde er in Sankt Petersburg.