16th pingyao international photography festival 2016

16thChina Pingyao International Photography Festival 19. -25. September 2016

Zum sechzehnten Mal fand vom 19. bis 25. September in der 2700 Jahre alten historischen Stadt Pingyao das größte chinesische Fotofestival PIP statt. Pingyao ist nicht nur für chinesische Touristen ein Top-Reiseziel, sondern auch auf der Liste der wichtigsten Baudenkmäler Chinas, das mit seiner mittelalterlichen Stadtmauer und erhaltenem Stadtkern zum UNESCO Weltkulturerbe gehört und viele internationale Reisende anzieht.
Nach Pingyao kommt man mit dem Flugzeug bis Taiyuan oder mit dem Schnellzug aus Peking. Irgendwo im Nirgendwo steht man, wenn man mit der Chinesischen Version des TGV in Pingyao ankommt. Ein moderner Bahnhof mitten auf der Wiese. Am Horizont recken sich die Zahnstochergruppen von Hochhäusern williger Investoren in die braune Luft. 3 Kilometer vor der Stadt spuckt dieser Bahnhof die zahlreichen, meist Chinesischen Touristen aus. Er ist noch auf keiner Karte verzeichnet. Manchmal ist das ebenso in China, zwischen Dschungelcamp, Disneyworld, Mittelalter und Science-Fiction.
Die Ausstellungen zeigen Arbeiten von Künstlern aus bis zu 50 verschiedenen Ländern und so gibt es für die einheimischen Chinesen viele Langnasen aus aller Herren Länder zu sehen.
„Hello, hello Mister“ wird man an jeder Pforte des touristischen Kapitalismus zum Verprassen seiner gerade erworbenen Remnibi animiert. Dafür ist auch noch Zeit, aber später.  - An insgesamt 7 Orten, drei Fabrikgeländen (der Baumwollspinnerei (Mian Zhi Chang), der ehemaligen Sony-Fabrik (Tu Cang), und in einem Dieselmotorenwerk (Chai You Ji Chang), 3 Tempeln und dem alten Rathaus, zeigten 2100 Fotografen eine Mischung fotografischer Ansätze. Vom Journalismus, über Sportfotografie, Werbung bis zur künstlerischen Autorenfotografie und junger Fotografie der Hochschulen aus China, Singapur und den USA. ( The New School Parsons, Dalian Medial University School of Rts, Maryland Institute College of Art, Tianjin Academy of Fine Arts, Zhongynem University of Technology, Communication University of China Nanguang College, Anyang Normal University Department of Photography, Xian Polytechnic University Department of Art and Design, School of Visual Arts Professional Photography)
China befindet sich in vielen Dingen auf der Überholspur der Modernisierung. Zumindest die Zweiräder scheinen hier bereits zu 99% elektrisch zu sein. Eine Woche lang vibriert die Stadt unter dem Zischen der digitalen Verschlussvorhänge.

Unter dem Motto "Mind of the world, sentiment for the homeland" stellte der künstlerische Leiter Zhang Guotian, Arbeiten von Fotografen aus der ganzen Welt aus.

An vielen Orten werden entlang der Straße Stellwände aufgebaut, Bilderparzellen entstehen fast überall. Tausende und abertausende von Bildern von Chinesischen und 70 eingeflogenen internationalen Künstlern und Kuratoren wurden in Pingyao gezeigt. 20.000 Bilder von 2100 Fotografen in 400 Ausstellungen. In 2016 hatte alleine die Internationale Fraktion von 70 eingeflogenen internationalen Gästen 1200 Bilder in Ausstellungen.
Der Charme der alten Fabrikhallen, wovon eine nun „Pingyao International Photography Gallery“ heißt, gibt den Anreisenden viel inspirierende Atmosphäre, so wie die Altstadt dutzende Amateurfotografen an eine Hausecke oder an einen Torbogen, oder an einen Arbeiter fesseln kann. So ist das Festival strukturiert: Es werden nicht nur professionelle Fotografen ausgestellt, sondern genauso Kameraclubs, journalistische und künstlerische Fotografie. Im Rahmenprogramm finden sich Diskussionen, Vorträge, workshops und Portfoliosichtungen. Ein Programm für junge Kuratoren wurde 2006 neu eingeführt.
Zu den besonders beeindruckenden Ausstellungen auf dem Gelände des Baumwollspinnerei gehörte die Präsentationen Armor der Becherschülerin Claudia Fährenkemper, . Auf dem Gelände der Dieselmotorenfabrik war die Präsentationen der Foto-Stiftung Winterthur mit Nils Ackermann und die Ausstellung Amandla des Museum Afrika, kuratiert vonDudu Madonsela und Neo Ntsoma , die  Dr. Alasdair Foster betreute.

Insbesondere die Arbeiten von Chen Nong, der in Stationen traditionelle Chinesische Geschichte der Migration mit den aktuellen Katastrophen der Europäischen Flüchtlingsgeschichte verwebt, überzeugt. Wang Qinsong provoziert mit einer Unzahl nackter Buddhas. Shunzan Fan, mittlerweile Professor für Fotografie überrascht gleich doppelt mit einer eigenen Serie, die den Zerfall des Fotografischen Bildes thematisiert und den Autor als Künstler in den Vordergrund stellt. Daneben eine Installation seiner Studenten, die auf dem Boden den Betrachter zum Nachdenklichen Umgehen der Bildwelten auffordert. Guo Xiaojun löst tradionelleKitschmotive von Goldfischteichen und Landschaften und Gärten nicht nur in Collagen aus GoogleBildern auf, sondern formt aus diesen Kachelwände, wie wir sieausmanchem Restaurant mit südländischem flair kennen. Song Ning muß ungeheuer beeindruckt sein von den Arbeiten und der Ausstellung Roger Ballens im Vorjahr, denn er kreiert eigene abstruse und surreale Szenen in graphitgrau.

Zum Ende des Festivals gab es zahlreiche Preise. Die internationalen Preise gingen an Nils Ackermann und Claudia Fährenkemper. Die Preise für Chinesische Künstlerische Fotografie an: Cai Bing, Duan Xijian, Liu Qingfeng, He Bo, Huang Yuwen.

In Pingyao ist man gefangen innerhalb der Stadtmauer, die das Schachbrett der Straßen umgibt, gefangen im täglichen Betrieb der Touristenbuden, die sich in den alten Häusern aufzäumen wie eine Perlenschnur gefakter Perlen mit endlosen Wiederholungen des gleichen Kitsches. Die Fotografie bringt zusätzliches Leben in diese Stadt. Nach dem Willen der Tourismusbehörde entsteht hier in 2017 ein Filmfestival, um noch mehr Touristen nach Pingyao zu bringen. Die Umrisse der sechs 5-Sterne Hotels außerhalb der Stadtmauern sind schon wie Skelette weißer Elefanten hinter den mächtigen Mauern zu sehen. Nach 10 Tagen verschwinden die Bilder, die Stellwände und die Fotografen wie die leise dahinschwebenden elektrischen Fahrzeuge, wie die verschmutzte Luft nach einem kühlen Regen.  Was bleibt ist die Sicherheit, daß es im nächsten Jahr sehr viel anders wird und der mitgebrachte Tee, die Fächer, und andere Mitbringsel uns noch eine Weile an diese Reise erinnern werden.