Kunstverein Siegen & Hees Bürowelt

flucticulus
November 5, 2017 - February 28, 2018
Kunstverein Siegen & Hees Bürowelt, Siegen, Germany

Kunstverein Siegen e.V. im Haus Seel,
Kornmarkt 20
57072 Siegen
Tel.:    0271-21624
E-Mail:    info@kunstverein-siegen.de

Hees Bürowelt
Leimbachstraße 266
57074 Siegen
Deutschland
Tel.: +49 271 4881-0
E-Mail: info@hees.de
Internet: www.hees.de

„Er nimmt die Strömung der Dokumentarfotografie auf […]. Tanzend, schaukelnd und schwingend bewegen sich seine abgebildeten Objekte und brechen mit dem bisher Gesehenen.“
Marina Knötzinger

Flucticulus

Wellen findet man in den verschiedensten Themenbereichen. So gibt es Schallwellen oder mechanische Wellen, die in der Physik genau betrachtet werden, es gibt die La Ola Welle im Fußballstadion oder die Protestwelle, die Haarwelle oder die Wasserwelle. So unterschiedlich diese verschiedenen Arten von Wellen auch sein mögen, haben sie doch eine signifikante Eigenschaft gemeinsam:  alle besitzen eine gewisse Dynamik und Stärke, die aus der Bewegung der Welle entsteht. Noch deutlicher wird dieser Aspekt durch die Herleitung des Wortes Welle. Welle kommt von dem althochdeutschen Wort „wellan“, das so viel wie „wälzen“ oder „umwälzen“ bedeutet.
Etwas „umwälzen“ heißt nicht nur Bewegung, sondern auch Veränderung. Die Form der Welle bringt vor allem Veränderung in Thomas Kellners Kontaktbogenbilder. Das Projekt Flucticulus bietet Anlass zum Brechen seiner bekannten Arbeitsweise. Mit Glas- und Keramikobjekten, Aquarellen und Collagen erweitert er seine bisherige Kunstform – die Fotografie. Unterschiedliche Oberflächen, Materialien und Darstellungsweisen prägen die Ausstellung Flucticulus.

In der Kunstgeschichte ist das Wasser ein beliebtes Motiv, das die Künstler von Beginn an der Zeit inspiriert hat. Im Gebetsbuch St. Ethelwold, welches aus dem 10. Jahrhundert stammt, weist bereits eine gewellte Linie bei der Taufe Jesu Christi auf den Fluss Jordan hin. Jahrhunderte später, im ausgehenden Mittelalter wird die Darstellung mittels Landschaftsmalerei konkreter und realistischer.
Heute entdecken Künstler die Landschaftsmalerei neu und konzentrieren sich auf Details. Maler und Fotografen widmen sich den verschiedenen Aggregatzuständen von H20, vom Regentropfen und Schneesturm, über die im Meer treibenden Eisscholle, bis hin zum einmal ruhigen und einmal tobendem Gewässer.
Ray Collins Wellen türmen sich Felswänden ähnlich auf und scheinen still zu stehen. Andreas Gursky dagegen konzentriert sich auf bei seinem Bild „Bonkok II“ auf die Spiegelungen im unruhigen Gewässer – die Welle an sich ist bei der Nahaufnahme fast nicht erkennbar. Thomas Kellner reiht sich ein in die Tradition der Wellendarstellung, allerdings vergisst er dabei nicht die Architekturfotografie, für die er bekannt ist.

Den Mainstream in der künstlerischen Fotografie bildet die Dokumentarfotografie, welche über die Konzeptfotografie mit Goldin und den Bechers bis hin zur Kriegsfotografie mit Moss und Richard als Vertretern reicht. Thomas Kellner widersetzt sich zum Teil dem, was in der Fotografie vorherrscht und agiert als Wellenbrecher. Er nimmt die Strömung der Dokumentarfotografie, greift aber zu sehr in das Motiv ein, um es nur als Dokumentation zu bezeichnen. Tanzend, schaukelnd und schwingend bewegen sich seine abgebildeten Objekte und brechen das mit den bisher gesehenen Architekturfotografien.

In den vergangenen zwei Jahren hat sich Thomas Kellner von dem architektonischen Eisberg-Gebäude (Isbjerget) in Aarhus, Dänemark zu immer neuen Ansätzen inspirieren lassen. Es handelt sich dabei um einen am Hafen liegenden Wohnkomplex. Die Architektur des Gebäudes ähnelt stark der durch Kellners Arbeit hervorgerufenen Realitätsverzerrung, es scheint fast als würde man Isbjerget durch seine Kamera betrachten. Außerdem dienten außergewöhnliche Gebäude im Siegerland als Motive für Arbeiten wie Wellenbrecher oder Feuerwelle.
Die aufgebrochene Struktur des Eisberg-Gebäudes, die eine optimale Sicht auf das Wasser aus jeder Perspektive des Hauses ermöglicht, erinnert an einen im Wasser treibenden Eisberg. Charakteristisch für einen Eisberg, ist dass diese durch die Meere schwimmen, sich verweben und neu platzieren. Diese Eigenschaft spiegelt sich in Kellners Collagen wieder, welche die Realität und die abgebildeten Motive neu strukturieren.
Das Motiv der Welle faszinierte schon viele Künstler, doch die wohl bekannteste Darstellung ist The Great Wave of Kanagawa von Katsushika Hokusai, auf welchen sich Kellner in einigen seiner Arbeiten zur Austellung Flucticulus bezieht.
In seinem Werk Springflut entstehen keine strengen Rechtecke mehr, sondern Wellen ähnlich geformte Bilder. Kellner montiert das Iceberg Building von Aarhus in verschiedenartigsten Wellenbewegungen: als glatten und ruhigen Wellengang, als kurze, steile und überbrechende Wasserwelle oder als sprudelnde Woge. Ähnlich dynamisch wie eine Welle ragt Isbjerget selbst in alle Richtungen und fesselt die Blicke der Betrachter an sich.

Schon seit Beginn seiner Karriere stand die Bewegung im Vordergrund der Kunstwerke Kellners. Mit Flucticulus (lat. Kleine Welle) gewinnt die Bewegung die konkrete Form einer (kleinen) Welle.

thank you to Mr. Leipold and Hees Bürowelt for this possibility to show my new work. Thank you especially to Kunstverein siegen for taking this under your flag and patronship. Thank you to my wife for framing all pieces and thank you to so maany interns in the past two years for working on thiss with me.