Faehrenkemper, Claudia

Claudia Fährenkemper, Werne

Claudia Fährenkemper (1959, Deutschland) studierte Kunst und Geografie an der Universität Düsseldorf, Fotografie an der Fachhochschule Köln (Klasse von Arno Jansen) und an der Kunstakademie Düsseldorf (Klasse von Bernd und Hilla Becher), wo sie 1995 ihr Studium als Meisterschülerin von Nan Hoover abschloss.

Ihre Arbeiten wurden in Galerien und Museen in Europa, den USA und Kanada ausgestellt und werden dieses Jahr in Australien auf der Ballarat International Foto Biennale präsentiert. Sie hält auch Vorträge und Workshops und unterrichtet.

Fermynwoods Wildblumen-Projekt 2009

- Farbfotogramme auf schwarz-weißem Papier
Als ich im Sommer 2009 in einem Cottage direkt neben einer Wildblumenwiese wohnte, wollte ich die Individualität und Einzigartigkeit der Pflanzen um mich herum direkt und schnell mit sehr schlechten Mitteln festhalten. Ich entschied mich für das einfache Fotogrammverfahren aus der Frühzeit der Fotografie, als Fox Talbot seine fotogenen Zeichnungen von Farnen und Anna Atkins diese von Algen anfertigte.

Ich sammelte die Pflanzenexemplare, legte sie auf altes Silbergelatinepapier und arrangierte die einzelne Pflanze in ihrer besten Form, drückte sie mit einem dicken Stück Glas und ließ sie draußen auf dem Boden für 1-3 Stunden dem Sonnenlicht aussetzen. Schließlich nahm ich Glas und Pflanzen weg, fixierte und wusch das Papier.

Während des Bildprozesses kommt es zu einer erstaunlichen Reaktion der Pflanzensubstanzen und -flüssigkeiten mit den Silbergelatinepapierflächen rund um die Pflanzen, hervorgerufen durch Sonnenlicht und Wärme unter dem Glas. Der Druck des dicken Glases trägt dazu bei, eine klare Form der Pflanze und einige brillante Details der Blüten- und Blattstrukturen mit einer reichen Vielfalt an roten, braunen, gelben und grauen Farben neben der weißen Form von Stängel und Blüte hervorzurufen. Der Eindruck ist in gewisser Weise geisterhaft, das reale Objekt ist verschwunden, aber sein Charakter und seine Spuren von Leben und Energie bleiben im Bild erhalten.

Mikrofotografien

Meine Mikrofotografien offenbaren eine Welt, die nur durch ein Rasterelektronenmikroskop sichtbar ist. Mein Ziel ist die sinnliche Erfahrung von filigranen Konstruktionen und morphologischen Details als Skulpturen und Räume des Mikrokosmos.

Die Lichtmikroskopie gibt uns eine Vorstellung von den Zusammenhängen in unserer Welt. Die konzeptionelle Arbeit in Serien macht Vergleiche möglich und zeigt die Vielfalt und Individualität der Formen.

Alle Serien beziehen sich auf den Menschen, erinnern an die embryonale und fötale Entwicklung, an Porträts, Gesten und Behausungen. Der Mikrokosmos scheint uns fremd zu sein, aber tatsächlich gibt es überraschende Ähnlichkeiten zu unserem Kosmos.

Die Serie der Insekten heißt IMAGO (lateinisch "Bild"). In der Zoologie: erwachsenes Insekt, das alle Entwicklungsstadien durchlaufen hat.

Die Reihe der Amphibienlarven heißt METAMORPHOSIS (griechisch), Veränderung, Umwandlung der Formen. In der Zoologie: eine Entwicklung, bei der sich das schlüpfende Tier stark von der endgültigen Form unterscheidet. Die meisten Insekten, aber auch Wirbeltiere, wie z. B. Frösche, befinden sich zunächst im Zustand und in der Lebensweise einer Larve und verwandeln sich später in eine Puppe.

Die Reihe der Samen wird EMBRYO (griechisch) genannt, Keim eines Lebewesens. In der Botanik: die entwickelte Pflanze im Samenkorn. In der Zoologie und Anthropologie: der sich aus einer befruchteten Eizelle entwickelnde Organismus, der sich in einer Hülle, einer Eihülle oder einem Körper befindet.

Die Reihe der Kristalle heißt HABITUS (lateinisch), Erscheinungsbild und Verhalten, Habitus. Form von Menschen, Tieren, Pflanzen und Kristallen.

Die Mikrofotografien zeigen die Originalobjekte mit einer 30- bis 3000-fachen Vergrößerung.

Sonstige Arbeiten

Opencast Mining Machinery

Zwischen 1989 und 1993 arbeitete ich mit einer Großbildkamera an einem umfangreichen Dokumentationsprojekt in Tagebaugebieten in ganz Deutschland. Ich begann mit Fotos der Bergbaulandschaft, aber irgendwann wandte sich mein Interesse diesen erstaunlichen Maschinen zu, weil ich erkannte, dass sie diese besondere Industrielandschaft verursachen. In den letzten zehn Monaten habe ich eine Serie von Details des Baus eines dieser Bagger (Nummer 292) direkt vor der Grube Hambach in den Jahren 1990/91 aufgenommen. Um diese Maschine aus allen möglichen Blickwinkeln zu erforschen, kletterte ich hinauf und hinein, wo immer es möglich war - und versuchte, diese riesige Maschine zu verstehen, indem ich äußerst präzise Bilder von den morphologischen Details ihrer Konstruktion machte. Faszination und Irritation zugleich leiteten meine Untersuchung.

Wenn man vor diesem Bagger steht, ist es unmöglich, ihn in seiner gesamten Ausdehnung wahrzunehmen. Seine Länge beträgt 200 Meter, seine Höhe 100 Meter! Es sind die größten beweglichen und dynamischen Maschinen der Welt. Das Baggerrad ist der zentrale und wichtigste Teil dieser Maschine und bewegt täglich bis zu 240000 Kubikmeter - eine Kapazität, die unvorstellbar ist, aber für eine anhaltend schnelle, vollständige und gewaltige Veränderung von Landschaft und alten Strukturen verantwortlich ist. Um eine Vorstellung von diesen Dimensionen zu vermitteln, habe ich Arbeiter oder Lastwagen als Maßstab verwendet. Nur die Fotografie kann diese riesigen Maschinen verkleinern und die Beziehung zwischen Mensch, Maschine und Landschaft sichtbar machen.

Bücher

Claudia Fährenkemper. Fördergeräte im Braunkohlentagebau, ed. Ulrika Evers, exh. cat.,Kreismuseum Peine

Claudia Fährenkemper. PHOTOMICROGRAPHS, ed. Christiane Stahl, Alfred-Ehrhardt-Stiftung, Köln, with essays by Ann Thomas and Ludger Derenthal, Ostfildern-Ruit

Glühwürmchen? Strahlentierchen? Königskerze? Wunderliche fotografische Portraits von Claudia Fährenkemper, ed. Sabina Leßmann, mit Beiträgen von Sabina Leßmann und Olaf Breidbach, Ausstellungskatalog. Kunstmuseum Bonn

Claudia Fährenkemper. IMAGO – Insect Portraits, eds. Friedrich-Hundt-Gesellschaft, Münster, Art Galerie Siegen und Kunstverein Unna, DruckVerlag Kettler, Bönen

Claudia Fährenkemper. Opencast Mining Machinery, (mit Beiträgen von Christoph Schaden and Daniel Stemmrich), exh. cat. Kunstverein Salzgitter

 

Sammlungen

Hypo Vereinsbank, München (DE)
Kreismuseum Peine (DE)
Musée de L’Elysée, Lausanne (CHE)
National Gallery of Canada, Ottawa (CAN)
Hans Hansen, Hamburg (DE)
Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Dortmund (DE)
Portland Art Museum, Oregon (USA)
Martin Margulies, Miami (USA)
Kunstmuseum Bonn (DE)
Rheinisches Industriemuseum, Oberhausen (DE)
Santa Barbara Museum of Art, Santa Barbara (USA)
Wildling Art Museum, Los Olivos (USA)
Sprengel Museum Hannover (DE)
Federal Ministry of Food, Agriculture and Consumer Protection, Berlin (DE)