September 18: 200 Fotobücher

Photobook Rezension

200 Tage, 200 Photobooks Lorena Guillen Vaschetti: Historia, Memoria, Silencios

Sommertags in den Ferien streife ich gerne schon einmal über den Flohmarkt und halte Ausschau nach alten Fotoalben. Kennen Sie das, wenn das Herz plötzlich höher schlägt? Einem der Wind den Hauch von altem Papier, Staub und Keller um die Nase weht? Halte ich da einen kleinen Schatz in den Händen?

Ja, das kleine Buch von Lorena Guillen Vaschetti ist ein solcher Schatz. Es erinnert schon mit seinem Umschlag an jene alten Fotoalben mit diversen Passepartout -Ausschnitten. Eine rote Banderole schreit auf weich sandfarbenem Cover dem Betrachter entgegen und lässt mich einmal schwer schlucken: »My Mother and I are the only members left of a large Italian family. She decided that throwing away all family slides was a big favour to me: ›it happened already‹, she said.«

Eines der relativ tragischen Ereignisse unserer Zeit ist der Verlust des Fotoalbums und der bildhaften Familiengeschichte. Es gibt viele künstlerische Ansätze mit diesen gefundenen Bildern und Alben als Ausgangspunkt künstlerischer Auseinandersetzung zu arbeiten. Lorena Guillen Vaschetti hat einen besonderen und eigenen Standpunkt gefunden, der in einzigartiger Weise eine eigene Bildsprache als Standpunkt entwickelt und so die parallele Distanz zwischen der fotografischen Sicht Ihres Großvaters und der eigenen, sowie dessen Blick auf seine Tochter und ihrem Blick auf ihre Eltern zu verbindet.

— Thomas Kellner, Fotograf