Mein Opa war bei der SS

Auch 70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs muss man in Deutschland noch zahlreiche Tendenzen rechtsextremen Gedankenguts beobachten. Heute kommt dies in Form von brennenden Flüchtlingsheimen und Demonstrationen mit ausländerfeindlichen Parolen zum Vorschein.

Es ist nach wie vor wichtig an die Gräueltaten zu erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus in unserem Land begangen wurden. Es wird geschätzt, dass zwischen 1933 und 1945 5,6 bis 6,3 Millionen Menschen, die das Regime als Juden definierte, getötet wurden. Auch aus meiner Heimatstadt Siegen wurden Menschen wegen ihres Glaubens deportiert. Ich als Siegener Künstler sehe mich daher in der Verantwortung zum Nicht-Vergessen beizutragen.

Wollen wir zukünftig in einer Gesellschaft leben, die Menschen nicht danach unterscheidet woher sie kommen, woran sie glauben und wie sie aussehen, müssen wir weiter aus unserer Vergangenheit lernen. Erinnern wir nicht, vergessen wir – vergessen wir, lernen wir nicht – lernen wir nicht, machen wir erneut Fehler.

Meine Installation symbolisiert die 41 Menschen jüdischen Glaubens, die am 28. April 1942 von Gleis 4 des Siegener Hauptbahnhofs über Dortmund nach Polen transportiert wurden. Niemand von ihnen kam lebendig aus dem Konzentrationslager Zamosc zurück. Bis 1944 folgten drei weitere Deportationen ab Siegen. Diese Menschen konnten nicht mehr flüchten – sie wurden aussortiert.

Die Stadt Siegen hat in den vergangen Monaten an mehreren Standorten Flüchtlinge aufgenommen. Ich bin dankbar und stolz, dass bisher Meldungen über Hilfsbereitschaft  und eine Willkommenskultur überwiegen. Dies ist nicht an allen Orten Deutschlands so. Um der fremdenfeindlichen Stimmungsmache in unserem Land etwas entgegen zu setzen müssen wir den Mund aufmachen, laut sein und immer wieder Zeichen setzen. Diese Installation soll eines sein.