11-Loch-Kamera 1993-1997: Vergessene Erinnerungen 1997

Verlorene Erinnerungen, oder Patrice's Badezimmerpuppen

Lost Memories, oder wie sein zweiter Titel lautet: Pat's Badezimmerpuppen ist eine Serie, die ich in 1997 angefertigt habe. Gleichzeitig war es auch die letzte Serie, bei der ich mit der Lochkamera gearbeitet habe. 1997 war für mich das blaue Jahr. Ich verbrachte Zeit in Frankreich und später in Spanien um zu fotografieren und Cyantypien anzufertigen. Ich habe die Farbe schon immer gemocht, fand sie jedoch gleichzeitig viel zu attraktiv, sodass es den eigentlichen Inhalt des Bildes in den Hintergrund stellte.
 
Nachdem ich eine Zeit lang fast ausschließlich mit Naturmotiven gearbeitet hatte, fand ich die Sammlung von kaputten Puppen aus Porzelan bei meinem Freund, die er als Dekoration in seinem Badezimmer platziert hatte. Er hatte sie alle auf Flohmärkten gefunden, da ihre alten Besitzer sie nicht mehr mochten. Mein Ziel war ein kubistisch anmutendes Portrait, bei dem verschiedene Einstellungen aus verschiedenen Richtungen und aus unmittelbarer Nähe ein augeteiltes Portrait ergeben. Besonders zufrieden bin ich mit dem Blau, da es eine andere Tiefe im Hintergrund erzeugt, als ein schwarzer Druck. Blau hat den Charakter von Unendlichkeit, während Schwarz für gewöhnlich den Charakter von Endlichkeit hat.

Alle Fotos wurden bei perfektem Sonnenschein im Süden von Frankreich im Garten eines Freundes geschossen. Ich installierte eine kleine Tischplatte und platzierte die Puppen vor der Kamera. Zwei Dinge gestalteten sich jedoch schwierig beim fotografieren mit der Lochkamera. Zunächst musste ich die Brennweite der Kamera vergrößern, sodass die einzelnen Bilder nicht nebeneinander standen, sondern die überlappenden Teile vergrößert wurden und so an Wichtigkeit für das finale Bild gewannen. Alle vorherigen Serien hatten nur die halbe Brennweite und die überlappenden Bereiche machten höchstens 10% aus. Diesmal waren es jedoch 50-80%. Die zweite Herausforderung war die Komposition. Ich wollte ein "reales" Gesicht durch kubistische Einzelteile erschaffen. Man bedenke jedoch, dass jedes Bild dabei auf dem Kopf stand und Seitenverkehrt war. Bis heute bin ich der Meinung, dass es eine der größten Herausforderungen war, mir die Bilder vorab vorzustellen und die Kamera dementsprechend zu justieren. (Aus einem E-Mail Interview mit Anthony Turpin 2012)

Verlorene Erinnerungen