Thomas Kellner zeigt Guckst Du beim Pingyao International Photography Festival

Thomas Kellner zeigt Guckst Du! beim Pingyao International Photography Festival 2023

Thomas Kellner zeigt Guckst Du! beim Pingyao International Photography Festival 2023

Pingyao/China. Heute eröffnete das Pingyao International Photography Festival in China. Zu sehen sind ca 20000 Bilder von 2000 Autoren und Fotokünstlern in 400 Ausstellungen. 
Kurator Thomas Kellner (geb. 1966 in Bonn) zeigt in diesem Jahr die Ausstellung Look! Zeitgenössische Fotografie zwischen Performance und Inszenierung.

Heute reden wir über Fotografie. Fotografie ist etwas, womit jeder von uns in Kontakt kommt. Fast jeder hat eine Kamera in seiner Tasche, und zwar in seinem Smartphone. Es dauert nur Sekunden, um die Kamera einzuschalten und ein Bild zu machen. Dieses Bild können wir dann an unsere Freunde auf der anderen Seite der Welt schicken oder an diejenigen, die neben uns sitzen. Soziale Medien sind beliebt, weil sie den Alltag der Menschen aus der ganzen Welt zeigen. Wir sehen, wie andere Menschen vor der Kamera posieren, und wir machen selbst Fotos, um von anderen gesehen zu werden.
In der Kunstfotografie entscheidet der Künstler, was er uns zeigen möchte und welche Gefühle und Gedanken er in uns auslösen möchte. Die Kunst gibt der Fotografie eine tiefere Bedeutung. Sie zeigt nicht nur die äußere Erscheinung, sondern ruft auch Emotionen und Gedanken hervor. Deshalb hat sich unsere Beziehung zur Kamera im Laufe der Jahre verändert. Fotografie kann dazu dienen, wichtige Momente festzuhalten oder soziale Interaktionen zu dokumentieren. Sie kann auch eine Möglichkeit sein, sich selbst darzustellen. Heutzutage kann das Posieren vor der Kamera sogar Einfluss auf unsere Beziehung zu uns selbst haben und uns verändern.

Die Ausstellung "Look!" zeigt all diese Aspekte der Fotografie. Sie zeigt uns, wie Menschen heute leben und wer sie sind. Acht Fotografen aus verschiedenen Ländern präsentieren ihre Werke und lassen uns in verschiedene Kulturen und Identitäten eintauchen. Zum Beispiel zeigen die Bilder von Lili Almog, wie sich unsere Welt verändert hat. Wir sind emotional und physisch voneinander entfernt. Die Porträts von maskierten Frauen in einer verlassenen Stadt symbolisieren diese Veränderung. Die Porträts von Michelle Sank sind ebenfalls sehr bewegend. Sie zeigen, wie Menschen durch ihre Körpersprache, ihre Kleidung und ihr Verhalten ihre Persönlichkeit ausdrücken. Jedes Porträt erzählt eine Geschichte und steht für Individualität und kulturellen Hintergrund.

Das gilt auch für die Arbeit von Dan Nelken. Er hat Frauen in Uganda fotografiert, die hart arbeiten. Die Porträts zeigen die Stärke der Frauen und erzählen ihre Geschichten. Auch hier zeigt sich die Beziehung zur Kamera als Selbstreflexion. Sie zeigt, wer wir sind oder wer wir sein möchten. Sie zeigt auch den Druck, perfekt zu sein. Aber was passiert, wenn wir diesen Druck loslassen? Was passiert, wenn ein Foto unsere wahren Gefühle und Herausforderungen einfängt? Können wir noch zwischen echter Persönlichkeit und einer künstlichen Fassade unterscheiden?

Patty Caroll und Suzanne Banning stellen ähnliche Fragen. Patty Caroll fotografiert Schaufensterpuppen in dekorierten Räumen, während Kent Krugh Röntgenbilder mit Fotografien kombiniert, um leuchtende Puppen darzustellen. Sie versuchen, das Wesen des Menschen - Körper, Seele und Geist - darzustellen, vielleicht in einer neuen Form. Sie zeigen, wie tief wir in uns selbst blicken können und stellen die Frage nach Echtheit und Falschheit neu.

Die Darstellung von uns selbst beeinflusst unsere Beziehung zu unserem eigenen Körper. Oft denken wir, dass unser Körper nur schön sein muss, um akzeptiert zu werden. Die Fotografien von Suzanne Banning zeigen jedoch wie sehr wir eine Reflektion dieser Welt sind. Jürgen Königs reist in seinen Fotografien selbst durch die Anfänge der Fotografie in dem er sich selber in die Bilder hineinkopiert. Ist das der Schlüssel zur Echtheit? 

Die Frage nach der Wahrheit, oder vielmehr nach der Autorenschaft von Bildern stellt sich bei Boris Eldagsen. Boris fütterte ein KI-Tool mit bestimmten Bildern einer bestimmten Zeit (Aktion) Daraufhin generiert die Maschine neue Bilder (Reaktion) aus den ursprünglichen Motiven. Sie entführen uns in eine inszenierte Welt, in der wir selber nicht mehr Regie führen. Der Weg, den Boris Eldagsen hier geht hat mehr mit Fluxus und happening zu tun als mit Fotografie. Er verweist darsauf, dass die Bilder nur das Ergebnis eines inszenierten Prozesses sind. Und trotzdem sind sie „schön“. Unsere Beziehung zur Kamera, unsere Autorenschaft und unsere Selbstwahrnehmung haben sich im Laufe der Zeit verändert und weiterentwickelt. Die Ausstellungen sind vom 19. Bis zum 25 September in Pingyao zu sehen.

Informationen zu Guckst Du! beim Pingyao Internatinal Photography festival

Guckst Du!! Zeitgenössische Fotografie zwischen Performance und Inszenierung
19.–25. September  2023
Pingyao Volksrepublik China
Ausstellende Künstler: Lili Almog, Suzanne Banning, Patty Carroll, Kathryn Dunlevie, Boris Eldagsen, Jürgen Königs, Dan Nelken and Michelle Sank.

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