August Sander (1876–1964)

August Sander

August Sander sagte, dass sich die Fotografie mit den folgenden drei Wörtern beschreiben lässt: „Sehen, beobachten, denken“. Diesem Konzept folgend hat der deutsche Fotokünstler sein wichtigstes Werk geschaffen. Seine Porträtsammlung „Menschen des 20. Jahrhunderts“ hat ihn berühmt gemacht. Trotzdem können wir August Sander nicht nur auf dieses Werk begrenzen. August Sanders Werk umfasst auch Landschafts-, Natur-, Industriearchitektur- und Stadtfotografie. Er gilt als einer der wichtigsten und für die Porträtgeschichte einflussreichsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Seine Werke überdauern die Zeit auch, fast 60 Jahre nach seinem Tod.

Sein Leben

August Sander wurde am 17. November 1876 in Herdorf, Landkreis Altenkirchen unweit von Siegen (damals Rheinprovinz, heute Rheinland–Pfalz) geboren. Er war der Sohn eines Grubenzimmerhauers und nach Abschluss der Volksschule arbeitete er als Hilfsarbeiter auf dem Gelände einer Herdorfer Eisenerzgrube. Aber dank eines Siegener Fotografen, der für die Bergwerksgesellschaft arbeitetet und August Sander als Assistent nahm, löste das Interesse für Fotographie des Jungen aus. Mit finanzieller Hilfe eines Onkels könnte er sich eine Fotoausrüstung kaufen und ein Labor einrichten. Ein weiterer Schritt auf dem Weg seiner Professionalisierung war der Militärdienst (1897–1899) in Trier, wo er als Assistent eines Fotografen weitere Erfahrungen sammeln konnte. Im Jahr 1902 heiratete er Anna Seitenmacher und in den folgenden Jahren bekamen sie vier Kindern. Seine Leidenschaft für Kunst und vor allem Fotographie hat seine ganze Familie beeinflusst. Die Tochter Sigrid Sander hatte ebenfalls eine Neigung zu den Lichtbildernerei und war auf Reisen und später dauerhaft im Ausland auch journalistisch tätig. Sie immigrierte während des Zweiten Weltkriegs nach Großbritannien, Island und schließlich in die Vereinigten Staaten. Beide seiner Söhne, Erich und Gunther, waren auch im Bereich an der Fotografie interessiert. August Sander hat auch seinen Enkel Gerd Sander (Sohn von Gunther Sander) beeinflusst. In späten Lebensjahren, nahm er Gerd um Landschaftsaufnahmen zu machen. 

Die Welt Kriege

August gehört einer Generation an, die zwei Weltkriege erlebt hat. Man kann sagen, dass die Kriege das Leben des Fotokünstlers beeinflusst haben. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde August Sander zum Militärdienst in Belgien eingezogen. Anna Sander führte während dieser Zeit den Betrieb eigenständig weiter. Nach seinem Einsatz als Infanterist und Lazarettsoldat wurde August Sander vergleichsweise früh wieder zurück nach Köln versetzt. Dort konnte er seine eigene Arbeit als Fotokünstler wieder aufnehmen. Und vielleicht konnte er sich, weil er den Ersten Weltkrieg erlebt hatte, ein wenig besser auf den Zweiten vorbereiten. Leider hinterließt der Krieg ein schmerzliches Trauma. Aufgrund der Kriegsereignisse war das Ehepaar Sander gezwungen, Köln zu verlassen. Während des NS Regimes war sein Buch wie viele andere Werke verboten. Menschen des 20. Jahrhunderts, genannt Antlitz der Zeit, glorifizierte die Herrenrasse nicht. August Sander zeigte einfach die Deutschen, einschließlich der Nazis, sowie sie waren. Deswegen wurde sein Buch verboten. Ab 1942 vollzog sich schrittweise der Umzug in das Westerwalddorf Kuchhausen. 1944 wurde das Kölner Atelier durch Bombenangriffe zerstört, jedoch konnte August Sander den wichtigsten Teil des Archivs an seinen neuen Wohnort retten. 1934 aufgrund seiner politischen Aktivitäten (Widerstandstätigkeit für die SAPD) war der Sohn August Sanders, Erich, verhaftet und zu 10 Jahren Zuchthaus wegen Hochverrats verurteilt. Im Jahr 1944 starb er vor Ablauf seiner Haft an einem nicht behandelten, akuten Blinddarmdurchbruch im Siegburger Gefängnis. 1946 zerstörte ein Brand ca. 25.000 bis 30.000 Negative, die noch im Keller nahe der ehemaligen Kölner Wohnung deponiert waren. Noch im selben Jahr begann August Sander mit einer umfangreichen Bilddokumentation über die kriegszerstörte Domstadt.

Sein Beruf 

Sander war Autodidakt, der sich mit großer Leidenschaft nach einer Bergarbeitertätigkeit in das Medium Fotografie einarbeitete. Mit enzyklopädischer Systematik widmete er sich der Porträtfotografie, in der er aus der Zeit der Weimarer Republik Archetypen der Bevölkerung festhielt. Er schuf eine einzigartige sozialpsychologische Dokumentation, in dem er zeittypische Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen frontal vor die Kamera gestellt in charakteristischen Posen ablichtete. Unter dem Titel „Antlitz der Zeit. Sechzig Aufnahmen deutscher Menschen des 20. Jahrhunderts“ erschien 1929 Sanders erste Buchpublikation der Fotoserie. Sander gilt als Wegbereiter der sachlich-konzeptuellen Dokumentarfotografie, sein bahnbrechendes Werk "Menschen des 20. Jahrhunderts" zeigt eindrucksvoll, warum. Es versammelt über 600 Porträts von Personen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten und Berufen. Das Buch gliedert sich in sieben Gruppen, die ihrerseits in insgesamt 45 Mappen unterteilt sind. Im endgültig veröffentlichten Buch sind insgesamt 619 Porträts abgebildet. Obwohl auch bekannte Persönlichkeiten abgebildet werden, werden nur wenige mit Namen genannt, meist nur ihr Beruf oder Stand. Am 20. April 1964 verstarb Sander in Köln. Auf einer Gedenktafel die sich am Wohnhaus und Atelier Sanders in Köln befindet wird Sander über sein Werk persönlich zitiert: „Man fragt mich oft, wie ich auf den Gedanken gekommen sei, dieses Werk zu schaffen. Sehen, Beobachten und Denken und die Frage ist beantwortet. Nichts schien mir geeigneter zu sein, als durch die Photographie in absoluter Naturtreue ein Bild unserer Zeit zu geben.“ 

August Sander hat mit seiner Porträtsammlung „Menschen des 20. Jahrhunderts“ ein monumentales Lebenswerk geschaffen, das Fotogeschichte geschrieben und Generationen von KünstlerInnen beeinflusst hat. Er hat nämlich anderen bekannten Siegerländer FotokünstlerInnen die Türen geöffnet. Wir können uns fragen, ob das Siegerland das Land der KünstlerInnen ist.