Kapellenschule Wingeshausen

Kapellenschule Wingeshausen

Im Bad Berleburger Ortsteil Wingeshausen befindet sich ein evangelisches Kirchengebäude. Es wurde 1822 restauriert und erhielt einen Dachreiter. Bei Renovierungsarbeiten im Jahr 1992 wurden Hinweise auf ein früheres Gebäude aus dem 13. Jahrhundert gefunden. Ein rechteckiges Fundament war deutlich zu erkennen – die ersten und einzigen Verweise auf ein früheres Gebäude, da jegliche Dokumente und Nach-
weise Jahre vor der Entdeckung verlorenge-
gangen waren. Es wird vermutet, dass es sich bei dem Vorgängerbau um eine Kapellenschule handelte, die für die Weiterbildung der Kinder im Dorf und als Bethaus genutzt wurde. Heute steht die denkmalgeschützte Kirche originalgetreu an gleicher Stelle in Wingeshausen.

Kapellenschule Wingeshausen Fotografie

Wingeshausen in: Kapellenschulen, das Buch

Kapellenschulen als solitärer Architekturtypus 

Kapellenschulen, wie die in Wingeshausen, bilden einen solitären Architekturtypus für das Siegerland und seine angrenzenden Regionen. Als einzelnstehende und in ihrer Umgebung auffällige Gebäude legen sie die Verbindung zwischen Religion und schulischer Bildung ausgehend vom Herrschaftsgebiet des Grafen Wilhelm I. von Nassau-Katzenelnbogen (1487-1559) und seines Sohns Johann VI. von Nassau, Katzenelnbogen und Dietz (1536-1606) offen. Die hybrid genutzten Bauwerke bestanden bis ins ausgehende 19. Jahrhundert und in Teilen sogar bis ins 20. Jahrhundert. 

Der deutsche Fotokünstler Thomas Kellner erkannte den historischen und kulturellen Wert dieser Bauten und machte sich zur Aufgabe dieses regionaltypische Kulturgut über ein neues Medium zu bewahren und in Erinnerung zu rufen. Mittels der Fotografie überführt er die Kapellenschulen in einen künstlerischen Kontext und gibt dem historischen Thema eine neue Dimension in der Gegenwart(skunst). 

So wie die Kapellenschulen in sich zwei Lebensbereiche vereinten, vermittelt auch diese Publikation verschiedene gegenwärtige Perspektiven auf die Geschichte und Genese der Kapellenschulen. Während Kellner mit seiner fotokünstlerischen Umsetzung versucht den zwischen Profan- und Sakralbau schwankenden Gebäudetypus neu zu denken, gewähren Chiara Manon Bohn, Isabell Eberling M.Sc. Dr. Andrea Gnam und Dr. Stefanie Siedek-Strunk in Textbeiträgen einen Einblick in die historische, architektonische und religiöse Einordnung der Kapellenschulen bis hin zu den Bildern von Thomas Kellner.