Kapellenschule Richstein

Kapellenschule Richstein

Auch im Bad Berleburger Ortsteil Richstein wurden Schule und Kapelle in einem kombinierten Fachwerkhaus untergebracht. Seit wann die alte Kapellenschule genau existierte, ist nicht bekannt. Erstmals dokumentiert wurde sie 1585. Man geht aber davon aus, dass es das Gebäude schon wesentlich länger gibt. Die Kapelle überstand den Brand im Jahr 1590 zunächst, die zugehörige Kirche nahm allerdings durch diverse Brände so starken Schaden, dass Kapelle und Kirche 1886/87 neu aufgebaut werden mussten. 1974 gingen die Bauwerke in den Besitz der Kirchengemeinde über. Die Kapelle, in der die Schule untergebracht war, wurde zum Gemeindehaus umgewidmet.

Kapellenschule Richstein Fotografie

Richstein in: Kapellenschulen, das Buch

Kapellenschulen als solitärer Architekturtypus 

Kapellenschulen, wie die in Richstein, bilden einen solitären Architekturtypus für das Siegerland und seine angrenzenden Regionen. Als einzelnstehende und in ihrer Umgebung auffällige Gebäude legen sie die Verbindung zwischen Religion und schulischer Bildung ausgehend vom Herrschaftsgebiet des Grafen Wilhelm I. von Nassau-Katzenelnbogen (1487-1559) und seines Sohns Johann VI. von Nassau, Katzenelnbogen und Dietz (1536-1606) offen. Die hybrid genutzten Bauwerke bestanden bis ins ausgehende 19. Jahrhundert und in Teilen sogar bis ins 20. Jahrhundert. 

Der deutsche Fotokünstler Thomas Kellner erkannte den historischen und kulturellen Wert dieser Bauten und machte sich zur Aufgabe dieses regionaltypische Kulturgut über ein neues Medium zu bewahren und in Erinnerung zu rufen. Mittels der Fotografie überführt er die Kapellenschulen in einen künstlerischen Kontext und gibt dem historischen Thema eine neue Dimension in der Gegenwart(skunst). 

So wie die Kapellenschulen in sich zwei Lebensbereiche vereinten, vermittelt auch diese Publikation verschiedene gegenwärtige Perspektiven auf die Geschichte und Genese der Kapellenschulen. Während Kellner mit seiner fotokünstlerischen Umsetzung versucht den zwischen Profan- und Sakralbau schwankenden Gebäudetypus neu zu denken, gewähren Chiara Manon Bohn, Isabell Eberling M.Sc. Dr. Andrea Gnam und Dr. Stefanie Siedek-Strunk in Textbeiträgen einen Einblick in die historische, architektonische und religiöse Einordnung der Kapellenschulen bis hin zu den Bildern von Thomas Kellner.