Kapellenschule Helberhausen

Kapellenschule Helberhausen

Der heutigen Kapellenschule Helberhausen gingen zwei vorherige Kapellen im Ort, der heute zu Hilchenbach gehört, voraus. Die erste wurde 1571 gebaut, ihr Wiederaufbau erfolgte von 1767 bis 1769. Die heute noch stehende Kapelle wurde 1863 errichtet und weist im Gegensatz zu den meisten anderen Kapellenschulen einige Elemente auf, die stark an einen sakralen Bau erinnern. Besonders auffällig sind die Spitzbogenfenster und -türen und die eingebauten Zierelemente. Typischerweise lässt sich dies bei den meisten Kapellenschulen nicht finden, auch der aus der Fassade hervortretende Risalit und die Positionierung des Glockentürmchens sind eher ungewöhnlich. Auf der Rückseite hingegen finden sich einfache Segmentfenster, die wiederum charakteristisch für Kapellenschulen sind.
Die Kapelle wurde bis 1940 als Schule genutzt. Im Obergeschoss befindet sich bis heute die damalige Lehrerwohnung. Seit 2019 gibt es den Verein Kapellenschule Helberhausen, der aus der Kapelle eine Begegnungsstätte machen und Raum für kulturellen und zwischenmenschlichen Austausch schaffen möchte.

Kapellenschule Helberhausen Fotografie

Helberhausen in: Kapellenschulen, das Buch

Kapellenschulen als solitärer Architekturtypus 

Kapellenschulen, wie die in Helberhausen, bilden einen solitären Architekturtypus für das Siegerland und seine angrenzenden Regionen. Als einzelnstehende und in ihrer Umgebung auffällige Gebäude legen sie die Verbindung zwischen Religion und schulischer Bildung ausgehend vom Herrschaftsgebiet des Grafen Wilhelm I. von Nassau-Katzenelnbogen (1487-1559) und seines Sohns Johann VI. von Nassau, Katzenelnbogen und Dietz (1536-1606) offen. Die hybrid genutzten Bauwerke bestanden bis ins ausgehende 19. Jahrhundert und in Teilen sogar bis ins 20. Jahrhundert. 

Der deutsche Fotokünstler Thomas Kellner erkannte den historischen und kulturellen Wert dieser Bauten und machte sich zur Aufgabe dieses regionaltypische Kulturgut über ein neues Medium zu bewahren und in Erinnerung zu rufen. Mittels der Fotografie überführt er die Kapellenschulen in einen künstlerischen Kontext und gibt dem historischen Thema eine neue Dimension in der Gegenwart(skunst). 

So wie die Kapellenschulen in sich zwei Lebensbereiche vereinten, vermittelt auch diese Publikation verschiedene gegenwärtige Perspektiven auf die Geschichte und Genese der Kapellenschulen. Während Kellner mit seiner fotokünstlerischen Umsetzung versucht den zwischen Profan- und Sakralbau schwankenden Gebäudetypus neu zu denken, gewähren Chiara Manon Bohn, Isabell Eberling M.Sc. Dr. Andrea Gnam und Dr. Stefanie Siedek-Strunk in Textbeiträgen einen Einblick in die historische, architektonische und religiöse Einordnung der Kapellenschulen bis hin zu den Bildern von Thomas Kellner.