Kapellenschule Flammersbach

Kapellenschule Flammersbach

1827 erhielt die Kapelle in Flammersbach, das zu Wilnsdorf gehört, einen Anbau, der zwei Stockwerke umfasste. Das obere Stockwerk wurde für Gottesdienste genutzt. Unten befand sich der Unterrichtsraum. Die Nachtwächter der alten Schule erhielten eine eigene Wohnung, die meist aus einem Zimmer bestand. Jahre später beschloss man, eine neue Schule zu bauen, die 1902 eingeweiht wurde. Die ehemalige Kapellenschule wurde noch bis 1906 als Schulgebäude genutzt.
Im Krieg wurde die Schule bei einem Bombenangriff so stark beschädigt, dass sich ein Wiederaufbau nicht lohnte und wieder ein neues Gebäude geplant werden musste. 1949 wurde die neue Dorfschule eingeweiht.
2019 kaufte der Heimatverein der Gemeinde Wilnsdorf die alte Dorfschule und renovierte sie. Heute ist das Gebäude am Hang mit Dachreiter das Gemeindezentrum des Dorfes.

Kapellenschule Flammersbach Fotografie

Flammersbach in: Kapellenschulen, das Buch

Kapellenschulen als solitärer Architekturtypus 

Kapellenschulen, wie die in Flammersbach, bilden einen solitären Architekturtypus für das Siegerland und seine angrenzenden Regionen. Als einzelnstehende und in ihrer Umgebung auffällige Gebäude legen sie die Verbindung zwischen Religion und schulischer Bildung ausgehend vom Herrschaftsgebiet des Grafen Wilhelm I. von Nassau-Katzenelnbogen (1487-1559) und seines Sohns Johann VI. von Nassau, Katzenelnbogen und Dietz (1536-1606) offen. Die hybrid genutzten Bauwerke bestanden bis ins ausgehende 19. Jahrhundert und in Teilen sogar bis ins 20. Jahrhundert. 

Der deutsche Fotokünstler Thomas Kellner erkannte den historischen und kulturellen Wert dieser Bauten und machte sich zur Aufgabe dieses regionaltypische Kulturgut über ein neues Medium zu bewahren und in Erinnerung zu rufen. Mittels der Fotografie überführt er die Kapellenschulen in einen künstlerischen Kontext und gibt dem historischen Thema eine neue Dimension in der Gegenwart(skunst). 

So wie die Kapellenschulen in sich zwei Lebensbereiche vereinten, vermittelt auch diese Publikation verschiedene gegenwärtige Perspektiven auf die Geschichte und Genese der Kapellenschulen. Während Kellner mit seiner fotokünstlerischen Umsetzung versucht den zwischen Profan- und Sakralbau schwankenden Gebäudetypus neu zu denken, gewähren Chiara Manon Bohn, Isabell Eberling M.Sc. Dr. Andrea Gnam und Dr. Stefanie Siedek-Strunk in Textbeiträgen einen Einblick in die historische, architektonische und religiöse Einordnung der Kapellenschulen bis hin zu den Bildern von Thomas Kellner.