Kapellenschule Fellerdilln

Kapellenschule Fellerdilln

In Fellerdilln, das zu Haiger im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis gehört, befindet sich eine alte Kapellenschule. Nach einem Großbrand 1827 musste die Dorfkirche neu aufgebaut werden. Als ein neues Kirchengebäude gebaut worden war, richtete man in dem Gebäude einen Raum ein, in dem die Schüler des Dorfes unterrichtet wurden. Der Besitz der neuen Kapellenschule wurde zwischen Gemeinde und Kirchengemeinde aufgeteilt.
Das Fachwerkgebäude bestand aus zwei Stockwerken. Im Erdgeschoss blieb die kirchliche Nutzung erhalten, im Obergeschoss befand sich der Klassenraum. Wie es für das Siegerland typisch war, hatte auch dieses Schulhaus einen Dachreiter.
Später wurde die Kapellenschule statt als Schule als Rathaus des Dorfes genutzt. 1973 erhielt das Gebäude seine ursprüngliche Funktion als evangelische Kirche zurück.

Kapellenschule Fellerdilln Fotografie

Fellerdilln in: Kapellenschulen, das Buch

Kapellenschulen als solitärer Architekturtypus 

Kapellenschulen, wie die in Fellerdilln, bilden einen solitären Architekturtypus für das Siegerland und seine angrenzenden Regionen. Als einzelnstehende und in ihrer Umgebung auffällige Gebäude legen sie die Verbindung zwischen Religion und schulischer Bildung ausgehend vom Herrschaftsgebiet des Grafen Wilhelm I. von Nassau-Katzenelnbogen (1487-1559) und seines Sohns Johann VI. von Nassau, Katzenelnbogen und Dietz (1536-1606) offen. Die hybrid genutzten Bauwerke bestanden bis ins ausgehende 19. Jahrhundert und in Teilen sogar bis ins 20. Jahrhundert. 

Der deutsche Fotokünstler Thomas Kellner erkannte den historischen und kulturellen Wert dieser Bauten und machte sich zur Aufgabe dieses regionaltypische Kulturgut über ein neues Medium zu bewahren und in Erinnerung zu rufen. Mittels der Fotografie überführt er die Kapellenschulen in einen künstlerischen Kontext und gibt dem historischen Thema eine neue Dimension in der Gegenwart(skunst). 

So wie die Kapellenschulen in sich zwei Lebensbereiche vereinten, vermittelt auch diese Publikation verschiedene gegenwärtige Perspektiven auf die Geschichte und Genese der Kapellenschulen. Während Kellner mit seiner fotokünstlerischen Umsetzung versucht den zwischen Profan- und Sakralbau schwankenden Gebäudetypus neu zu denken, gewähren Chiara Manon Bohn, Isabell Eberling M.Sc. Dr. Andrea Gnam und Dr. Stefanie Siedek-Strunk in Textbeiträgen einen Einblick in die historische, architektonische und religiöse Einordnung der Kapellenschulen bis hin zu den Bildern von Thomas Kellner.