Kapellenschule Bellersdorf

Kapellenschule Bellersdorf

Die ehemalige Kapellenschule in Bellersdorf in der Gemeinde Mittenaar im Lahn-Dill-Kreis wurde 1860 und 1861 als Schulhaus in Fachwerkbau-
weise errichtet. Wie es für die Kapellenschulen im Siegerland typisch ist, hatte auch dieses Gebäude einen auffälligen Dachreiter mit Glockengiebel. Die alte Schule wurde gebaut, um den Schülern des Dorfes die Möglichkeit zu geben, in der Nähe zu lernen und zu beten. Im 19. Jahrhundert war es jedoch schwierig, Lehrer zu finden, da die finanziellen Mittel im Dorf sehr knapp waren.
Im 20. Jahrhundert endete die Nutzung des Gebäudes als Schule. Es steht heute noch in seinem beinahe ursprünglichen Baustil. Heute gilt es aus historischen, künstlerischen und architektonischen Gründen als Kulturdenkmal von Bellersdorf und ist das einzige öffentliche Gebäude des Dorfes.

Kapellenschule Bellersdorf Fotografie

Bellersdorf in: Kapellenschulen, das Buch

Kapellenschulen als solitärer Architekturtypus 

Kapellenschulen, wie die in Bellersdorf, bilden einen solitären Architekturtypus für das Siegerland und seine angrenzenden Regionen. Als einzelnstehende und in ihrer Umgebung auffällige Gebäude legen sie die Verbindung zwischen Religion und schulischer Bildung ausgehend vom Herrschaftsgebiet des Grafen Wilhelm I. von Nassau-Katzenelnbogen (1487-1559) und seines Sohns Johann VI. von Nassau, Katzenelnbogen und Dietz (1536-1606) offen. Die hybrid genutzten Bauwerke bestanden bis ins ausgehende 19. Jahrhundert und in Teilen sogar bis ins 20. Jahrhundert. 

Der deutsche Fotokünstler Thomas Kellner erkannte den historischen und kulturellen Wert dieser Bauten und machte sich zur Aufgabe dieses regionaltypische Kulturgut über ein neues Medium zu bewahren und in Erinnerung zu rufen. Mittels der Fotografie überführt er die Kapellenschulen in einen künstlerischen Kontext und gibt dem historischen Thema eine neue Dimension in der Gegenwart(skunst). 

So wie die Kapellenschulen in sich zwei Lebensbereiche vereinten, vermittelt auch diese Publikation verschiedene gegenwärtige Perspektiven auf die Geschichte und Genese der Kapellenschulen. Während Kellner mit seiner fotokünstlerischen Umsetzung versucht den zwischen Profan- und Sakralbau schwankenden Gebäudetypus neu zu denken, gewähren Chiara Manon Bohn, Isabell Eberling M.Sc. Dr. Andrea Gnam und Dr. Stefanie Siedek-Strunk in Textbeiträgen einen Einblick in die historische, architektonische und religiöse Einordnung der Kapellenschulen bis hin zu den Bildern von Thomas Kellner.