Kapellenschule Beienbach

Kapellenschule Beienbach

Die Kapellenschule in Beienbach wurde 200 Jahre lang als Schulhaus für Kinder und Jugendliche bis zur 9. Klasse genutzt. Da das Dorf, das zwischen Netphen und Deuz liegt, zu den rein reformierten Orten gehörte, wurde die Kapellenschule ab 1768 als evangelische Volksschule genutzt.
Im Jahr 1899 brannte das Gebäude ab. Es wurde zwei Jahre später vollständig wiederaufgebaut und noch bis 1969 als Schule genutzt. Die durchschnittliche Schülerzahl einer Klasse lag bei 35. Im Jahr 1968 wurde beschlossen, die Jahrgänge 5 bis 9 woanders zu unterrichten. 1969 wurde Beienbach im Zuge der kommunalen Neuordnung nach Netphen eingemeindet, und die Schüler besuchten fortan die dortige Grund- und Hauptschule. Die ehemalige Kapellenschule wurde danach temporär als Wohnraum genutzt. Sie dient bis heute als Veranstaltungsort für die Ortsvereine.

Kapellenschule Beienbach Fotografie

Beienbach in: Kapellenschulen, das Buch

Kapellenschulen als solitärer Architekturtypus 

Kapellenschulen, wie die in Beienbach, bilden einen solitären Architekturtypus für das Siegerland und seine angrenzenden Regionen. Als einzelnstehende und in ihrer Umgebung auffällige Gebäude legen sie die Verbindung zwischen Religion und schulischer Bildung ausgehend vom Herrschaftsgebiet des Grafen Wilhelm I. von Nassau-Katzenelnbogen (1487-1559) und seines Sohns Johann VI. von Nassau, Katzenelnbogen und Dietz (1536-1606) offen. Die hybrid genutzten Bauwerke bestanden bis ins ausgehende 19. Jahrhundert und in Teilen sogar bis ins 20. Jahrhundert. 

Der deutsche Fotokünstler Thomas Kellner erkannte den historischen und kulturellen Wert dieser Bauten und machte sich zur Aufgabe dieses regionaltypische Kulturgut über ein neues Medium zu bewahren und in Erinnerung zu rufen. Mittels der Fotografie überführt er die Kapellenschulen in einen künstlerischen Kontext und gibt dem historischen Thema eine neue Dimension in der Gegenwart(skunst). 

So wie die Kapellenschulen in sich zwei Lebensbereiche vereinten, vermittelt auch diese Publikation verschiedene gegenwärtige Perspektiven auf die Geschichte und Genese der Kapellenschulen. Während Kellner mit seiner fotokünstlerischen Umsetzung versucht den zwischen Profan- und Sakralbau schwankenden Gebäudetypus neu zu denken, gewähren Chiara Manon Bohn, Isabell Eberling M.Sc. Dr. Andrea Gnam und Dr. Stefanie Siedek-Strunk in Textbeiträgen einen Einblick in die historische, architektonische und religiöse Einordnung der Kapellenschulen bis hin zu den Bildern von Thomas Kellner.