Deutschland, Kapellenschule Kredenbach

Kapellenschule Kredenbach

Ähnlich wie die Kapellenschule in Helberhausen fällt die Kapelle in Kredenbach besonders durch neogotische Spitzbögen auf, die sich vorne an Türen und Fenstern befinden. Damit bricht sie aus der eher zierlosen und zweckmäßigen Bauweise der Kapellenschulen aus. Die Kapelle wurde als sogenannter Einraumtyp gebaut. Sie hebt sich von anderen Kapellenschulen durch den vorspringenden Risalit am Eingang des Gebäudes ab, den man außer in Kredenbach lediglich in Helberhausen vorfindet. 1863 wurde die Kapelle durch Pastor Usener eingeweiht. Während hier früher Kinder lernten, dient sie heute als Privatwohnung. Als im September 1972 das neue Gemeindezentrum mit Kirchraum eröffnet wurde, wurde die Kapelle verkauft.

Kapellenschule Kredenbach

Kredenbach in: Kapellenschulen, das Buch

Kapellenschulen als solitärer Architekturtypus 

Kapellenschulen, wie die in Kredenbach, bilden einen solitären Architekturtypus für das Siegerland und seine angrenzenden Regionen. Als einzelnstehende und in ihrer Umgebung auffällige Gebäude legen sie die Verbindung zwischen Religion und schulischer Bildung ausgehend vom Herrschaftsgebiet des Grafen Wilhelm I. von Nassau-Katzenelnbogen (1487-1559) und seines Sohns Johann VI. von Nassau, Katzenelnbogen und Dietz (1536-1606) offen. Die hybrid genutzten Bauwerke bestanden bis ins ausgehende 19. Jahrhundert und in Teilen sogar bis ins 20. Jahrhundert. 

Der deutsche Fotokünstler Thomas Kellner erkannte den historischen und kulturellen Wert dieser Bauten und machte sich zur Aufgabe dieses regionaltypische Kulturgut über ein neues Medium zu bewahren und in Erinnerung zu rufen. Mittels der Fotografie überführt er die Kapellenschulen in einen künstlerischen Kontext und gibt dem historischen Thema eine neue Dimension in der Gegenwart(skunst). 

So wie die Kapellenschulen in sich zwei Lebensbereiche vereinten, vermittelt auch diese Publikation verschiedene gegenwärtige Perspektiven auf die Geschichte und Genese der Kapellenschulen. Während Kellner mit seiner fotokünstlerischen Umsetzung versucht den zwischen Profan- und Sakralbau schwankenden Gebäudetypus neu zu denken, gewähren Chiara Manon Bohn, Isabell Eberling M.Sc. Dr. Andrea Gnam und Dr. Stefanie Siedek-Strunk in Textbeiträgen einen Einblick in die historische, architektonische und religiöse Einordnung der Kapellenschulen bis hin zu den Bildern von Thomas Kellner.