Let's dance chapalango

Zeitgenössische Tanzfotografie

Let's dance chapalango

Art Galerie, Siegen 23. Februar bis 7. März 2007

Liegt nicht in einem fernen Land, ist keine exotische Stadt, sondern ist ein weißes Blatt Papier. Google, Altavista, Yahoo & Co wissen nichts von diesem Ort, der doch so verheißungsvoll klingt.

Wir kennen Tänze unterschiedlichster Art von Ureinwohnern, von Tanzturnieren oder Volksfesten. Zwischen Freudentanz und Totentanz gibt es ekstatische, hingebungsvolle und erotische Tänze. In allen Kulturen gibt es sie, auf jedem Kontinent, in jedem Land. Ihnen allen ist die Hingabe zur Musik, der Rhythmus und die Bewegung des Körpers im Tanz gemeinsam.

Der Künstler und Fotograf zeichnet diese Bewegung, diese Atmosphäre auf, hält sie fest auf dem eben noch weißen Blatt und schafft Bilder, Bilder voller eigener Spannung, Atmosphäre und Kraft. Der eine Fotograf tanzt mit der Kamera, der andere bedient virtuos die Software Photoshop. Diese Bilder sind in ihrer Erscheinung nicht Aufzeichnung, sondern es sind Erfindungen wie der Titel dieser Ausstellung selbst.

Die Ausstellung let’s dance Chapalango zeigt bis zum 7.3.2007 Fotografien von Marco Ambrosi, Verona/Italien, Suzanne Banning, Houston, Texas/USA, f&d Cartier, Biel-Bienne/Schweiz, Diane Ducruet, Paris/Frankreich, Adriana Groisman, NewYork/USA, Lorena Guillen Vaschetti, Buenos Aires/Argentinien und New York/USA, Charise Isis, Woodstock, NewYork/USA, Morton Nilsson, Kopenhagen/Dänemark, Pavel Odvody, Darmstadt.

 

Zu den einzelnen Fotografen:

Marco Ambrosi, geb. 1959, lebt in Verona, Italien und ist als Autodidakt zur Fotografie gekommen. Neben seiner kommerziellen Fotografie ließ er sich insbesondere bei seinen freien Arbeiten von der Malerei inspirieren. Die Menschen in seinen Bildern sind Breakdancer. Raum, Boden, Decken und Wände werden zu einer freien Fläche, auf der die Körper in neue Dimensionen tanzen. Sie tanzen kraftvolle athletische Figuren und verbinden sich auf dem Bild ohne Halt der gewohnten Perspektive, im elektronischen Beat zu neuen Zeichen. Marco Ambrosi hat sich befreit von der einen Zentralperspektive der Fotografie und sich entschieden für seine Bilder.

Suzanne Banning, geb. 1973 in Hengelo Overijssel Niederlande, studierte an der Kunsthochschule in Arnheim und lebt heute in Houston, Texas. Gewöhnlich, sagt sie, tanzt und singt sie gerne und viel und fotografiert sich selber dabei. In der Serie der Bauchtänzerinnen, bat sie eine Freundin ihr Modell zu sein. Vor Suzanne Bannings Kamera verschwimmen die Bewegungen. Die Tänzerin, Körper, Kleidung, Licht und Farbe vereinen sich zu einem transzendenten Leuchten, welches Ausdruck ihrer Intensität der Auseinandersetzung und Freude am Schöpfen wird.

Françoise and Daniel Cartier leben in Biel-Bienne, Schweiz und arbeiten seit 1997 gemeinsam. Sie, Françoise ist Malerin und Bildhauerin, er Daniel Fotograf. Sie arbeiten gerne minimalistisch und in alternativen fotografischen Prozessen, wie hier dem Fotogramm. In einer seriellen Arbeitsweise gehen sie Fragen des Alltäglichen, des  Lebens und dem Tod nach. Auf einer ihrer Reisen  nach Mexiko entdeckten sie Spielzeugskelette und begannen die Mexikanische Kultur von 'Dia de los Muertos' und dem mittelalterlichen  'Danse macabre', unserem Totentanz, zu hinterfragen. Während in der mexikanischen Kultur Tod, Totenbilder und Skelette eine fast alltagspopuläre Position besitzen, finden wir in unserer abendländischen Kultur anscheinend nur die Entscheidung zwischen Paradies und Hölle.

Diane Ducruet, geb. 1973, studierte an den Kunstschulen in Le Havre und Le Mans und machte 2000 ihren Abschluss an der Staatlichen Schule für Fotografie in Arles, Frankreich. Sie lebt heute in Paris und Hamburg. Diane portraitiert, sich selber am liebsten, ihre Umgebung und Familie. Die Serie "father dancing" entstand aus dem Antrieb, das Familienbild zu hintergehen und den Vater als Modell einzusetzen, um ihn damit all seiner biografischen und psychologischen Merkmale zu entheben. Jung, alt – Vater, Tochter verlieren ihre Beziehung und doch bleibt uns der Blick der Tochter erhalten.

Adriana Groisman wurde in Buenos Aires, Argentinien geboren, studierte am International Center of Photography in New York und lebt dort heute auch. Die Arbeit „Tango, Never Before Midnight“, widmet sie ihrer Heimat. Sie beobachtet, ja forscht in der Welt der milongas  – den traditionellen Argentinischen Tangobällen – und ihren Gönnern, den milongueros. In Adrianas Bildern kann man diese geheimnisvolle Welt, ihre Spannung, ihre Intrigen, Neid, Hass und Liebe entdecken. Die Menschen kommen nur zum Tanzen. Wenn sie sich verabschieden, wissen sie nicht mehr als den Vornamen. Keine Adresse, kein Telefon, denn es geht einzig und allein um den Tanz.

Lorena Guillen Vaschetti, geb. 1974 in Argentinien, studierte Architektur und Anthropologie in Buenos Aires. Sie arbeitete als freie Architektin in Buenos Aires und New York und bildete sich in verschiedenen Kursen in Argentinien und am New Yorker International Center for Photography in Fotografie weiter. In ihrer Arbeit „painted rituals“ fotografiert sie Aborigines bei Ihrem nächtlichen Tanz um ein Feuer. Was wir sehen ist nicht der Blick des Ethnographen, sondern zeitlose Bilder voller Farbe und Energie, vereint mit einer Sensibilität, die dem Betrachter das Bild mit allen Sinnen erleben lassen kann.

Charise Isis wurde in den Vereinigten Staaten von Amerika geboren, wuchs in Neuseeland auf und kehrte im Alter von 20 Jahren zurück nach New York um Schauspiel zu lernen. Sie finanzierte ihr Studium zunächst als Kellnerin in Bars, später lernte sie über Freunde das Stripteasetanzen (im amerik. „exotic dance“) kennen. Damit finanzierte sie ihr Studium, interessierte sich für Malerei und Bildhauerei und konnte, wo sie heute lebt, in Woodstock, Fotografie studieren und entdeckte eine neue Leidenschaft. Sie interessiert sich in ihrer Arbeit nicht für ein Phänomen am Rande der Gesellschaft, sondern für die Schönheit, den Ausdruck und die Performance ihrer Freundinnen.

Morton Nilsson lebt und arbeitet in Kopenhagen, Dänemark. Er fotografiert seit mehreren Jahren bei offiziellen Tanzwettbewerben und-  wettkämpfen in ganz Europa. Meist bittet er die Tänzer zwischen den einzelnen Vorführungen für ihn vor einem meist zufälligen Hintergrund zu poussieren. Die extrem geschminkten und kostümierten Tänzer und Tänzerinnen erscheinen uns wie entrückt, Wachsfiguren gleich, und doch fast körperlich zum anfassen nah. Es ist ebendiese Spannung zwischen Präsenz der Person und wächserner Erscheinung, die diese Portraits zu einem Erlebnis machen.

Pavel Odvody, geb. 1953 in Domazlice in der Tschechischen Republik, studierte an der Technischen Hochschule in Prag und Kommunikationsdesign an der FH Darmstadt. Pavels Arbeiten scheinen sich zunächst in zwei Welten zu teilen: Auf der einen Seite Stillleben und auf der anderen der figürliche Akt. Beiden gemein ist die kompositorische Verstrickung die ihm mit den aufgenommenen Gegenständen, Licht, Schatten, Raum, Zeit und Bewegung gelingt. Seine Bilder lassen sich kaum in einem Punkt fixieren, sondern lassen das Auge ständig wandern, als begänne man zu träumen oder dem Tanz der Kamera und des Models zu folgen.

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