14. September 2020: Vernetzte Dialoge mit dem Art Museum of the Americas Washington D.C.

Dialog – eine Brücke zum Unbekannten

Washington, D.C. Die Ausstellung „Building Dialogs“ zeigt eine Komposition von vier internationalen Künstlern, in der Fotokünstler Thomas Kellner vertreten ist. Kuratiert wird die Kunstausstellung von Gesche Würfel, Professorin für Fotografie an der UNC, und Fabian Goncalves Borrega, der im AMA Art Museum of the Americas in Washington, D.C. tätig ist.  Das AMA ist das älteste Museum lateinamerikanischer und karibischer Künste in den Vereinigten Staaten. Es setzt sich mit moderner und zeitgenössischer Kunst auseinander und konzentriert sich auf Themen wie kultureller Austausch, Demokratie, Menschenrechte, Sicherheit und Entwicklung. 
Die Ausstellung präsentiert Parallelen innerhalb der Kunstwerke, die sich mit der gebauten Umwelt befassen und die drei Pachas aus der Inka-Kultur verbinden. Die Inka ist bis heute Teil des Mythos und die Religion der Anden. Die verschiedenen Ebenen (Pachas) spiegeln die Oberwelt, Unterwelt und die Mittelwelt, das menschliche Reich der Inka-Religion, wider. Mit den einzelnen Werken der Künstler wurde ein Diptychon zusammengesetzt wodurch sich ein Dialog entwickelt. Kellner nimmt dabei eine wichtige Rolle ein, indem er mit den Bildern aus seiner Serie Brasilia das menschliche Reich der Inka visualisiert. Das Kay Pacha-Reich orientiert sich an der humanen Ordnung, mit dem Streben nach Freiheit, Fortschritt, Emotionen, Neid, Gier, Angst und Chaos. Die Arbeiten von Kellner weichen von der formal stehenden Architektur ab und schaffen eine Gestalt, die das ursprüngliche Gebäude unterbringt und bildhafte Kommentare enthält. Die großen Kontaktblätter erinnern uns an Gebäudereihen in einem Stadtblock einer imaginären Stadt. Der Betrachter verliert sich in diesem erfundenen, jedoch geordneten Bereich. Dieser Prozess ähnelt der Gehirnaktivität, wenn Informationen zerteilt und verarbeitet werden, was wiederrum den Emotionen gleicht, die entstehen, wenn bekannte Monumente überhaupt zum ersten Mal wahrgenommen werden. Zugleich werden Werke von der in Bolivien gebürtigen Künstlerin Alejandra Delgado Uría zugezogen, die sich mit der körperlosen Architektur befasst. Wie der Name ihrer Serie schon sagt, geht es in Fantasmagorias um mehrere Negativbilder, die aufeinandergelegt wurden und den gesamten figurativen Diskurs des eigentlichen Gebäudes verwischen. In ihren Bildern sind Cholets zu sehen, die so zerteilt wurden, dass sie das vielschichtige Leben, das zwischen Material und dem Geist schwebt, widerspiegeln. Cholets sind derartige Bauten in Bolivien, die sich in Farbigkeit und in einem geometrischen Design auszeichnen. Sie stehen als Symbol für das Reich des Leibes, der Lust, des übermäßigem Alkoholkonsums und der Völlerei. 
Im Kontrast liegt die Unterwelt, das sogenannte Uku Pacha-Reich, welches sich in Bezug auf Architektur mit dem europäischen Keller vergleichen lässt. Der Ort, der als Lagerraum dient oder als Entsorgung von Abfällen und bestattende Körper. Heutzutage sind Keller jedoch Räume für wesentliche Aktivitäten wie Wäscherei, Zimmerei und Reparaturen. Tätigkeiten, die als Basis für den Aufbau stehen und der Beginn eines transformativen Gesprächs sind. Dieses Reich wird durch der zurzeit in den Vereinigten Staaten lebenden Künstlerin Gesche Würfel hervorgerufen. Basement Sanctuaries sind Bilder, die eine Leere repräsentieren. Würfel zeigt diverse Räume, in denen Migranten ihr Leben, das sie zuvor zurückgelassen haben, an einem neuen Ort wiederaufbauen. In Amerika sind die Keller Wohnräume, in denen Hauswärter, die überwiegend eingewandert sind, sich niederlassen und für das Wohl des Eigentümers sorgen. 
Der vierte vertretende Künstler ist der in Chicago lebende Brad Temkin, der sich mit der Fotografie auf Dächern beschäftigt und somit die dritte Ebene, das Hanan Pacha-Reich einnimmt. Die Oberwelt, die das Reich der Inka-Götter und der Definition der Heiligkeit im Himmel gleicht. Temkins Serie Rooftop zeigt Gärten auf Dächern von Hochhäusern, die ohne sichtbaren Horizont gekennzeichnet sind. Seine Fotografien repräsentieren zweideutige Gärten, die Götter näher sind und die obersten Schichten der Gesellschaft darstellen könnten. Der höchste Punkt ist der Ort, an dem nur die Auserwählten den Zugang gestattet bekommen. Die Inkas sehen die Berge und ihre Gipfel als heilig und benutzten sie als Gebiete für rituelle Opfer für die Götter – denn die profane Beschaffenheit ist der Akt der Anbetung, der beide Welten verbindet.
Die Idee der Kuratoren ist, die einzelnen Bilder der Künstler zu kombinieren und als ein neues Bild zusammenzusetzen, wodurch ein Diptychon entsteht. Die Verbindung zu der Inka-Kultur wird erzeugt und die drei Pacha-Reiche werden miteinander verknüpft. Durch „Building Dialogs“ wird ein neues Original entworfen, das wenige Augenblicke zuvor noch das Unbekannte war. Diese Synthese setzt ein Symbol für eine Mischung in Sympathie. 
Das Ziel dieser Ausstellung ist, Dialoge innerhalb der Bilder, Künstler, Kuratoren und vor allem der Präsentationen zu schaffen. Die Online-Vorstellung, die im Internet betrieben wird, greift verschiedene Standpunkte der jeweiligen Künstler auf. Die digitale Kunstausstellung wird auf ausgewählten Plattformen präsentiert. Kellners Auffassung der Dialoge können vorläufig auf seiner Webseite besichtigt werden. 
 

Building Dialogs

AMA Art Museum of the Americas
201 18th Street, NW
Washington, DC 20006, USA
Telefon: +1 202-370-0149 
E-Mail: aospinaj@oas.org
www.museum.oas.org

Künstler in der Ausstellung: Alejandra Delgado Uría, Thomas Kellner, Brad Temkin, Gesche Würfel