Der Beruf als Künstler I 2/4: Studium

Wann und was hast du studiert?

Ich habe mit 22 Jahren angefangen Kunst und Sozialwissenschaften für das Lehramt an der Universität Siegen zu studieren. Heißt so viel, dass man bei Sozialwissenschaften Soziologie, Politik und Wirtschaft studiert. In der Kunst im Vergleich studiert man zum einen praktische Kunst, Kunstgeschichte, Kunstwissenschaften und Kunstdidaktik. Dazu kommt aber auch für ein Lehramtsstudium Studien in Philosophie, Erziehungswissenschaften, Politik und Didaktik.

Wie ging es nach dem Abitur/Studium für dich weiter?

Die Bewerbungsphase ist ein sehr interessantes Thema. Nach dem Abitur habe ich ungefähr drei Monate, eine Reise durch Europa gemacht, wie viele das machen. Dann bin ich in den Zivildienst gegangen und habe danach intensiv angefangen zu zeichnen. Als es auf die Prüfung in Aachen zu ging, habe ich nochmal sehr viel geackert und gemalt. Ein Teil des Materials konnte ich von dem generieren was ich schon hatte. Bei einer Freundin aus Krefeld habe ich viel gezeichnet, und auch während des Ski-Urlaubs. Vieles aus der Schulzeit konnte ich leider nicht verwenden, da es zu viel mit Didaktischem lernen zu tun hatte. Ich versuche auch viele Praktikanten für ihre Mappen Sammlung für das Studium vorzubereiten und was das Künstlerleben angeht. Es hat viel mit Glück und Talent zu tun. Ein Bekannter hat damals alle Vorgaben ignoriert, die relevant für die Mappe waren. Er hat sich ein Wochenende lang auf eine Wiese gesetzt und Kühe gezeichnet. Damit wurde er angenommen. Wenn man gut ist, kann man sich das leisten.

Kodak schrieb damals ein Förderpreis für Fotografie aus und ich habe mich mit dem Thema meiner Staatsarbeit um den Kodak Nachwuchs Förderpreis beworben. Tatsächlich bekam ich diesen Preis. Daraufhin hatte ich Kontakt zur Professionell Division von Kodak in Deutschland. Eigentlich hatte ich Grund genug mich darüber zu freuen, allerdings trennte sich meine damalige Freundin nach der Deutschlandreise von mir. Eine gute Bekannte bei Kodak namens Ulla rief mich kurz daraufhin an und berichtete mir von dem Festival in Arles: Der „Big Boss“ von Kodak namens Dr. Karl-Steinroth lädt zu einem Dinner ein. Ich packte meine Sachen und fuhr nach Arles. Durch meine Exkursion kannte ich die Stadt schon ein wenig. Ich lernte auch den Chef von Kodak kennen und deren Mannschaft. So stellte ich dort in Arles viele meiner ersten Kontakte her. 

Wann bist du von zuhause ausgezogen?

Den Haushalt meiner Mutter habe ich mit 18 Jahren verlassen, leider passte es mit dem Erwachsenwerden nicht mehr so gut. Meine Eltern waren zu der Zeit schon geschieden und mein Vater lockte mich mit einem Zimmer und einem aufregenden Leben an. Das ging allerdings auch nur bis zum Abitur gut. Während der Lernphase bin ich bei meinem Vater ausgezogen. Er und seine Frau waren fest davon überzeugt ich könnte während dem Lernen noch Taxi und Haushilfe spielen.  Ab da habe ich meinen Koffer gepackt und bin gegangen. Nach dem Motto: Nein Leute so nicht!

Nach Ende des Zivildienstes machte ich ein Praktikum im Museum für Grafikdesign. Ich bin mit meinem Bruder für zwei Jahre in eine WG gezogen. Das war eine coole Zeit. Ich musste auf das Studium warten. Mein Vater war damit aber nicht einverstanden. Ich sollte entweder arbeiten oder studieren.

Wie bist du auf das Studium gekommen?

Wie ich darauf gekommen bin? Na ja, eigentlich wollte ich kein Lehrer werden. Das war mir von Anfang an bewusst. Bei meinem Vater hatte ich Zivildienst gemacht. In der Blindenschule in einer Mehrfachbehindertenabteilung. Dieses permanente Geschreie der Kinder konnte ich nach zwei Jahren echt nicht mehr ertragen. Egal ob sie weinten, lachten, spielten oder Schmerzen hatten, irgendwann konnte man das Geschreie nicht mehr unterscheiden.  Dadurch war die Grundschule natürlich ausgeschlossen.  Ich wollte auf jeden Fall etwas mit Kunst machen, hatte aber leider kaum Vorstellungen, welche Berufe in den künstlerischen Bereich gehen. Ich habe mich zuerst für Grafikdesign beworben, die Aufnahmeprüfung habe ich auch geschafft. Bin aber leider über den NC nicht hineingekommen. Eigentlich hätte ich gerne eine Fotografen-Ausbildung gemacht. Allerdings bekam ich von zu Hause dafür keine Unterstützung. Beide Eltern waren Lehrer. Meine Mutter war Kunst und Werk Lehrerin und mein Vater Musik und Biologie Lehrer, und in der Schule war ich auch schon im Kunstleistungskurs. Damals war mir schon klar, dass ich in diese Richtung gehen möchte. Eine Lehrerin sagte mir damals, dass ich ein sehr freiheitsliebender Mensch bin und ich mit zu steifen Strukturen nicht klarkommen würde. Das ist auch bis heute noch so! Wenn ich mein Maß an Freiheit nicht leben kann, dann habe ich ein Problem. Mein Vater hat mich schließlich dazu überredet. Und ich betone überredet, doch ins Lehramt zu gehen. Ja, und Siegen war nicht zu weit weg und trotzdem weit genug weg von meinen Eltern, dass sie abends nicht an der Tür klopfen konnten. Ich hätte auch gerne Spanisch gemacht, aber die Kombination, Kunst und Spanisch wurde in Siegen nicht angeboten. Ich weiß auch nicht ganz, ob ich mir Sprachen überhaupt zugetraut hätte, um ganz ehrlich zu sein. Sowi war auch mein Lieblingsfach gewesen also habe ich mich dafür entschieden. Nach dem zweiten Semester war mir aber klar: Lehramt will ich nicht! Trotzdem habe ich weiter gemacht.

Hättest du gerne an einer anderen Universität studiert?

Nach wie vor hätte ich gerne an der Akademie in Düsseldorf studiert. Leider war das damals sehr weit weg und keiner traute mir das zu, dass ich irgendwann freie Kunst machen würde. Da gehört viel Mut zu und außerdem musst du gut sein, um mit halten zu können, ansonsten hast du keine Chance. Mittlerweile würde ich es mir schon zu trauen denke ich. Die praktische Arbeit fand in Düsseldorf genauso statt, wie in Siegen. Mit dem Studienort in Siegen hatte ich zufällig sehr viel Glück. Von meiner Mutter habe ich aber immer Unterstützung bekommen. Ich bekam immer das, was ich brauchte.

Durch das Lehramt Studium fehlen mir allerdings trotzdem immer noch bestimmte Skills, sowas wie ein absolutes Bewusstsein für die Werte, die ein Künstler schafft. Das haben Meisterschüler sehr viel mehr als ich. Ob diese jedoch besser gecoacht werden von ihren Professoren, dass weiß ich nicht. Da hat mir vor allem beim Eintritt in die USA fachkundige Unterstützung sehr geholfen.  Auf vielen Strecken ist das bis heute noch so.

Wie ging es mit deinen ersten Ausstellungen los?

Meine erste Gruppenausstellung war vor dem ersten Semester im Jahr 1987, schon sehr früh. Während des Studiums habe ich Bewerbungen verschickt und nach Kontakten gesucht. Ich wusste relativ früh, dass ich während des Lehramtsstudiums einen zweiten Weg aufbauen musste. Und zwar den des freischaffenden Künstlers. Natürlich gab es auch immer Besucher auf Ausstellungen die gefragt haben „Na, haste dein Hobby schon zum Beruf gemacht?“. Eine klassische Anspielung. In jungen Jahren hat das aber nichts mehr mit einem Hobby gemeinsam, sondern mit einer erfüllten Berufung. Man weiß ganz früh schon, wo man hinwill. Wenn man aber Lehrer wird, dann macht man Kunst als eine Art Hobby. Dein Beruf ist also Lehrer und nicht Künstler.

Worum ging es in deinen ersten Ausstellungen?

Bei meiner ersten Gruppenausstellung in meinem Heimatort Langerwehe nahm ich mit Porträtzeichnungen teil. Später gab es nochmal eine Ausstellung mit Lochkameraarbeiten im Jahr 1993. Der Vater eine Klassenkameradin war früher ein Vorbild von mir. Er war Künstler und fuhr in den Ferien immer in sein Atelier. Er hatte mir damals geraten, ich solle mich um eine Ausstellung in Eschweiler bewerben. Mit dem Ausstellungsort bin ich bis heute noch in Verbindung. Im Jahr 2019 stellte ich dort im Eschweiler Kunstverein meine Tango Metropolis Ausstellung aus und lernte ganz viele nette Menschen kennen.

Wie wurde Deine Technik beeinflusst?

Am Anfang des Studiums haben wir gewusst, wir haben etwas ganz Besonderes in Siegen. Jürgen Königs, unser Professor für Fotografie, hat die Lochkamera wieder entdeckt. Eine frühe Form der Fotografie ohne Linse. Innerhalb dieses Prinzips konntest du dich dem fotografischen Bild ganz frei nähern. Das machte viel Spaß. Wir haben in Bielefeld Kontakte gesucht, um eine Gruppenausstellung zu machen. Gerne mit einem Katalog. Jürgen Königs nannte uns von allen, sieben Namen und wir bekamen Zusagen. In der Phase habe ich gelernt, wie man etwas konzipiert und wo man die Kohle dafür herkriegt. Damals waren das 56.000 DM. Das ist im zweiten Semester schon eine ganz schön große Summe. Wir waren damals ganz schön mutig. Wir hatten eine Landesförderung und Spenden erhalten und einen Katalog hergestellt, der sogar ausverkauft wurde. Für die Ausstellung musste natürlich nach Pressekontakten gesucht werden. Wir sind ab nach Köln und haben uns nach Magazinen umgeschaut. Mit dem Ende des Studiums blieb mir die Frage: gehst du ins Lehramt, oder wirst du Künstler? Wie finanziere ich mich überhaupt? Ich hätte natürlich das zweite Staatsexamen machen können, für mich hätte das aber bedeutet, zwei Jahre keine Kunst machen zu können. Solange würde ich aus der eigenen Arbeit raus sein und ebenfalls aus den Kontakten. Mit dem Arbeiten und der Kunst nebenbei klappte es aber. Die Zeit in Siegen war damals ein glücklicher Zufall. Mit genau den gleichen Techniken, die wir früher gelernt haben, finden heutzutage weltweit Ausstellungen statt wie Salzpapier, Cyanotypie, Kalotypie, Gummidruck, Platindruck, Palladiumdruck, Öldruck ek. Und Pigmentdruck.

Siehst du dich selbst als bekannt an?

Bekanntheit ist ja nur eine Momentaufnahme. Sobald du eine Sekunde im Fernsehen gezeigt wirst, bist du für diesen Moment bekannt. Sobald er aber aus ist, bist du es nicht mehr. Ich bin auf jeden Fall zufrieden. Was ich mir damals im Studium überlegt habe, das mache ich bis heute noch so. Wie kann ich denn als Künstler überhaupt bekannt werden? Da spielt zunächst der Ort, in dem ich lebe, eine große. In der Region rundherum natürlich auch, in Deutschland, Europa und weltweit.

Hat das Studium deine Kunst beeinflusst?

Sicherlich hat mein Studium auch meine Kunst beeinflusst. Eigentlich tun dies alle. Vor allem die Professoren. Zum Beispiel Walter Dohmen und der malende Priester Herbert Falken, der im Nachbar Ort lebte. Im Studium selbst war es ganz lange Wolfgang Nestler, bei dem ich Zeichnung, Malerei und Bildhauerei gemacht habe. Ein ganz ehrlicher und sympathischer Kritiker. Jürgen Königs, der schon genannt wurde, begleitete mich bis zum Ende meines Studiums. Herbert Wilmsmeyer, mit dem ich eine ganz intensive Zeit hatte. Bis dahin wollte ich eigentlich Maler werden. Bis heute mag ich einige Zeichnungen und Aquarelle aus der Zeit sehr gerne. Er vermittelte etwas herrlich, väterliches. Ich hatte bei Wilmsmeyer eine zügellose Zeit, Jürgen Königs ließ auch jedem seine Freiheit. Er hatte Augen und Ohren für alles. Er kam immer aus der Perspektive aller Medien. Kam aber malerisch an einen Endpunkt.

Gundolf Winter, mein Professor für Kunstgeschichte hatte ganz hilfreiche Fragen und Tipps für meine Ausstellung 1993. Vor allem im Umgang mit Raum und der Installation von Kunstwerken. Bezüglich der Präsentation hat er mich auf einen sehr zeitgenössischen Weg geschickt. Bei ihm hatte ich ein Seminar zu Relief und Skulptur. Das spielt eine wichtige Rolle, da in dem Seminar auch das Narrativ in der Kunst thematisiert wurde. Im mittelalterlichen Bild hat man kein perspektivisches Bild, sondern ein narratives Bild. Es spielt sich alles gleichzeitig ab. Wie funktioniert Gleichzeitigkeit im fotografischen Bild? Durch eine Collage oder doch durch die Lochkamera?

Bist du zufrieden mit deinem Weg? Hattest du Zweifel während dem Studium?

Ende 1996, hatte ich mein Examen. Krankheitsbedingt konnte ich eine Prüfung nicht schreiben. Ich arbeitete zu dem Zeitpunkt schon und hatte meine Pläne für die Kunst bereits überlegt. In Soziologie hätte ich mindestens eine zwei gebraucht. Ich habe mir selber gesagt, ich nehme die sechs in Kauf und bestehe mit meiner 3,0. Für die Zeit 97/98 hatte ich einen Job in einer Fabrik, in der ich für die Nachtschicht tätig war. Es war herrlich, ich kam morgens nachhause, hab mich bis 13 Uhr ins Bett gelegt und alle weiteren Termine danach erledigt. 1998 arbeitete ich im Sonderforschungsbereich als wissenschaftliche Hilfskraft und fuhr zwischendurch nach Frankreich und Spanien.  In dieser Phase entstanden neue Bilder, die ersten Kontaktbögen. Ich hatte bereits einige Kontakte und fuhr nach Arles zur Rencontres de la Photographie, wo sich die ganze Welt traf. Dort erfuhr ich vom Festival in Houston. Ab dann meldete ich mich dafür in Houston Texas an, 2002. Allerdings musste man sich ein Jahr vorher anmelden und mit einem Budget von ca. 3000 $ rechnen. Dazwischen kam der 11.09.2001, nach dem niemand mehr meine Bilder kaufte. Ich hatte kein Geld, brach nach Houston auf und versuchte meine letzten Bücher für ein wenig Geld zu verkaufen. Die fünf Jahre waren bereits rum und meine Endzeit fast vorbei. Doch dann kam der Aufstieg.

Wie konntest du dir das Studium finanzieren?

Um darauf zurückzukommen. Mir war sehr früh bewusst, dass das Kunststudium teurer als das Medizinstudium ist. Ich habe während des Studiums viel gearbeitet und Quittungen gesammelt und diese bei der Steuererklärung abgegeben. Das waren die Kosten fürs Studium. Die Einnahmen habe ich angefangen anzugeben und gegenzurechnen. Man muss sich rechtzeitig mit den Kosten beschäftigen. Der Berufsverband freie Fotodesigner bot mir ein Seminar an für ein Basiswissen Fotodesigner, das mir sehr geholfen hat die analogen einer Selbstständigkeit zu verstehen.

Was hat dich zu deiner Abschlussarbeit inspiriert?

Bei dem ersten Staatsexamen im Studium Lehramt konnte man sowohl eine praktische als auch theoretische Arbeit absolvieren. Ich hätte auch eine Arbeit in der Kunstgeschichte schreiben können. Sogar eine theoretische Arbeit in der Didaktik. Die meisten beschäftigten sich aber mit einer praktischen Arbeit.

Man begibt sich auf die Suche nach einem Projekt. Ich war damals mit meiner Lochkamera unterwegs, und beschäftigte mich schon seit 1993 mit der Frage des Panoramas. Im Grunde geht es hier um die Wahrnehmung. Dies setzt sich aus allen Ebenen zusammen. Ich fing an, Kameras aus Pappe zu bauen und nahm mir vor, ein Panorama von der deutschen Grenze in Stationen zu machen. Ich hatte Politik studiert und den Fall der Mauer miterlebt. Also schnappte ich mir meinen alten Golf und fuhr los. Ich fuhr um die Osterzeit innerhalb von zwölf Tagen 6.000 km um ganz Deutschland. Alle 50 km machte ich einen Stopp, ich fing morgens um 07:00 Uhr an und hörte abends auf, bis zum nächsten Punkt, um dort am nächsten Morgen direkt weiter zu fotografieren. Ich pikste Löcher durch die Grenze mit meiner Lochkamera, wie es auf der anderen Seite aussieht. Was begrenzt das Land?

Alle Lochkameras hatte ich selbstgebaut, einfache braune Pappkisten. Ich habe in jeder Grenzkontrolle angehalten, um nachzufragen, ob ich hier fotografieren darf. Ein richtiger Künstler eben. Eine Fotografen-Ausbildung hätte jeglichen freien künstlerischen Weg verbaut. Manches würde ich heute besser können. Allerdings kann ich mir alles besorgen, was mir fehlt. Das ist ein Teil, den jeder Künstler lernen muss. Mein Studium an der Universität Siegen hat mich richtig auf ein Leben als Künstler vorbereitet.

Welches Projekt, ist Dir besonders in Erinnerung geblieben? – Bild ist nicht flach, sondern Raum

Im zweiten Semester bekam ich von meinem Professor für Malerei die Information, dass Mercedes bald eine neue Niederlassung in Wiehl bauen würde, und nach einer Wandgestaltung suchte. Ich hatte auf jeden Fall sehr Lust Kunst zu machen und damit ein wenig Geld zu verdienen. Gleichzeitig lernte ich meinen Freund Jochen kennen. Mit viel Wein und Essen setzten wir uns ins Bistro, solange bis wir eine Idee hatten. Wir haben uns viele Gedanken über das Autohaus gemacht. Bis uns einfiel, dass sie sehr wahrscheinlich einen Lastwagen besitzen, den man als Lochkamera benutzen kann. Unsere Frage war bloß, Wo kriegen wir Filmmaterial in Quadratmetern her? Rollenware? Bitte wenn möglich 1,80 m Filmbreite. Wie entwickle ich Rollenware? Wie viel kostet das bloß?

 Wir haben die benötigten Entwicklerwannen selber gebaut, welche noch 10 Jahre lang von Studenten genutzt wurden. Jochens Eltern zogen zum Glück gerade um. Wir konnten ihr ganzes Haus als Labor benutzen und haben mit dem Mercedes Transporter in Wiehl Bilder geschossen. Das faszinierende dabei war das Verständnis für fotografische Bilder, denn das Bild ist nicht flach, sondern Raum. Wenn man einmal in dieser Kamera gewesen ist und an jedem Punkt ein Bild hat, gewinnt man einen ganz neuen Horizont. Das war das inspirierende an diesem Auftrag. Das war eine tolle Geschichte, die auch Jochen und mich zusammengeschweißt hat.

An welche Exkursionen kannst du dich besonders gut erinnern?

Für eine Exkursion nach Venedig 1994 hatte ich schon die ersten Transportkameras für 35mm Kleinbildfilm gebaut. Ebenfalls Panoramakameras. Das war eine wichtige Serie, die leider bis heute noch nicht fertig ausgearbeitet ist. Ansonsten waren die Exkursionen nach Eygalières in die Provence fast der wichtigste teil des Studiums. Dort fuhren wir mit 20 Studenten und Professoren zur künstlerischen Arbeit an der Sonne.

Am Ende musste ich im Staatsexamen auch eine Prüfung in Kunstgeschichte absolvieren. Da hatte ich angelehnt ein Referat, das ich vorher schon einmal im Kubismus mit dem Thema Cezanne beschäftigt hatte. Ich habe mich sehr für Cezanne und das Entstehen des Kubus interessiert. Den Beginn des Kubismus fand ich sehr faszinierend. Im Examen habe ich eine Prüfung über Robert Delaunay und seine Bilder der Stadt Paris und dem Eifelturm absolviert. Als ich später von einem Freund nach Paris eingeladen wurde, habe ich die ersten Kontaktbögen erstellt.

Wie sind deine Sammlungen entstanden?  Welche Ideen haben dich inspiriert?

Es entstehen immer Mappen, wenn man mit kleinen Werken und Serien arbeitet. Ich habe damals viele Kameras auf Reisen mit Freunden geschickt. Da ist zum Beispiel eine Sammlung an Reisefotografie entstanden mit über 100 Bildern aus wohl möglich 40 Ländern. Darunter Kenia, Hawaii, Griechenland, Italien und Deutschland. Eine lustige Sammlung. Dazu haben wir während des Studiums angefangen Editionen aufzulegen, mit untereinander getauschten Arbeiten, die wir dann nach Hause mitgenommen haben.